Tibet – Das verbotene Land

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Kurz bevor wir die Landesgrenze zur Tibetisch Autonomen Region (TAR, auf chinesisch Xizang) überqueren warnt uns unserer Guide Bushung bereits. „In Tibet gibt es sehr viele Checkpoints. Alles wird sehr genau kontrolliert. Wir müssen uns auf längere Wartezeiten einstellen“. Das war bereits ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns erwarten sollte. 19 Tage sind wir durch Tibet gereist. Um all die schönen und spanenden Erlebnisse hier zu schildern, reicht leider dieser Blogbeitrag nicht aus. Vielmehr möchte ich auf bestimmte Bereiche wie die Geschichte, die Landschaft, die Flora und Fauna, die Menschen und die Religion eingehen, welche das Land prägen und dem einzigartigen Charme ihren ganz besonderen Glanz verleihen.

Die Geschichte Tibets – Kurzüberblick

Bereits vor 20.000 Jahren waren Teile Tibets bewohnt. Schriftliche Aufzeichnungen gibt es allerdings erst seit dem 7. Jhd. n.Chr. Zu dieser Zeit bestand die Region aus verschiedenen Königreichen. Die Bewohner der Königreiche waren Anhänger der Bon-Religion (Andere Schreibweise auch Bön). Diese ist eine zum Buddhismus ähnelnde aber unabhängig entwickelte Religion in welcher beseelte Naturphänomene sowie ihre Beherrschung bzw. Besänftigung durch magische Rituale im Vordergrund standen. Im Laufe der Jahre drang der Buddhismus aus Indien immer mehr nach Tibet und wurde durch verschiedene Könige als Staatsreligion eingeführt. In dieser Zeit gab es blutige Auseinandersetzungen zwischen Anhänger beider Religionen. Heute ist der tibetische Buddhismus geprägt von der Bon-Religion und auch die Bon-Religion hat sich dem Buddhismus angenähert.

Seit dem 16. Jahrhundert gibt es die Institution des Dalai Lamas (Ozean der Weisheit). Dieser ist geistlicher und spiritueller Führer der tibetischen Buddhisten. Stirbt der Dalai Lama, wird im gesamten Land nach der Wiedergeburt (Reinkarnation) gesucht. Diese wird oftmals in einen kleinen Jungen gefunden, der fortan das höchste Amt der Tibet übernimmt.

Der Potalla in Lhasa. Sitz des Dalai Lamas (Vor dessen Flucht)
Der Potalla in Lhasa. Sitz des Dalai Lamas (Vor dessen Flucht)

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhundert kommt es zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen China und Tibet die 1950 mit dem Einmarsch chinesischer Truppen in Tibet endeten. Tibet hat sich zur Zeit der Weltkriege freiwillig vom Rest der Welt isoliert und war nicht Teil des Völkerbundes. So schwieg der Rest der Welt, als China das Tibetische Territorium besetzte und seit 1965 als Provinz Xizang Teil der Volksrepublik China wurde. Der 14. Dalai Lama, inzwischen auch politischer Führer, flieht ins Exil und lebt seitdem mit 150.000 geflüchteten Tibetern im indischen Dharamsala. Während der in ganz China wütenden Kulturrevolution werden von 1966-76 in Tibet über 6.000 Klöster zerstört, Hunderttausende kommen ums Leben und es kommt zu großen Hungersnöten. Nur eine Handvoll Klöster hat die Kulturrevolution unbeschadet überstanden.

Eine Wächter-Statue im Guge-Kloster. Die Spuren der Kulterrevolution sind hier noch zu sehen.
Eine Wächter-Statue im Guge-Kloster. Die Spuren der Kulterrevolution sind hier noch zu sehen.

Der Konflikt zwischen Tibet und China ist auch heute noch längst nicht beigelegt. Heute geht es vielen Tibetern auch nicht mehr um die Eigenständigkeit als Staat sondern vielmehr um die freie Entfaltung und Auslebung der Religion und Kultur. Von beiden ist Tibet jedoch genausoweit entfernt wie mein Hotelbett, auf dem ich gerade schreibe, zu meiner Heimat Dresden.

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Reiseliteratur

Mathias Verfasst von:

Ein Kommentar

  1. Patrick
    7. November 2016
    Antworten

    Hi Matthias,

    als stetiger stiller Leser bin ich begeistert von deinen Reports, Bilder und vor allem das Du schon so weit gekommen bist! Mit dem eigenen Auto nach und durch Tibet – großes Kino! Ich kann mir gut vorstellen, das Du in Laos und Thailand gut entspannen kannst 😉

    Viele Grüße aus Berlin und alles Gute für deinen weiteren Trip
    Patrick (Aperto)

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