Nachdem wir über das viele Gold des Goldenen Felsens gestaunt hatten, konnten wir am Folgetag noch mehr staunen, als wie die berühmte Shwedagon-Pagode in der einstmaligen Hauptstadt Yangon besuchten in welcher sagenhafte 9,75 Tonnen Gold verbaut wurden. Sie verleiht der Fünf-Millionen-Metropole neben den ausgedehnten Parkanlagen mit Seen einen ganz besonderen Glanz. Doch wie nah Reichtum und Armut liegen konnten wir am selben Tag sehen, als wir mit dem Pendlerzug aus Yangon heraus durch die Townships fuhren, die bis wenige Meter an die Gleise heran gebaut wurden. Viel Müll, Märkte, Verkäufer, spielende Kinder, stillende Mütter. All dies spielte sich direkt an und auf den Bahnschienen ab. Verrückte Welt. Es war ein komisches und sogleich bedrückendes Gefühl für mich.
Als wir am nächsten Tag in das Landesinnere fuhren und nach einigen Stunden von einer holprigen Piste links abgebogen sind, trauten wir unseren Augen nicht. Wie aus dem Nichts befanden wir uns auf einmal auf einer 8-Spurigen Fahrbahn. Wohlgemerkt acht Spuren auf einer Seite. Die Straße war so befahren wie eine Autobahn in Deutschland zum WM-Finale. Fern am Horizont konnte man ein Moped, zwei Fahrräder, ein Auto und ca. 10 Personen auf der Fahrbahn sehen. Wo sind wir denn hier angekommen? Es war Nay Pyi Taw, seit 2006 die Hauptstadt von Myanmar. Die Stadt wurde heimlich vom Militär am Reißbrett entworfen und errichtet. In einer Nacht-und-Nebelaktion wurde der gesamte Regierungsapparat am 2. November 2005 mit über 600 Militärlastern in die neue Hauptstadt gefahren. Die Ausdehnung der Stadt entspricht achtmal der Fläche Berlin, wobei gerade einmal 1.100.000 Menschen hier wohnen.
Landschaftlich schöner wurde es dann auf dem Weg zum Inle-See. Auf kleinen wenig befahrenen Straßen fuhren wir über zwei Bergkämme zu einen der größten Attraktionen des Landes. Der See liegt malerisch zwischen zwei Bergketten und ist durch seine Bewohner bekannt geworden, die den See eigentlich wie eine normale Landfläche nutzten. Alles ist auf dem See was eigentlich auch auf dem Lande zu finden ist. Häuser und Klöster wurden auf Stelzen gebaut, Schwimmende Gärten wurden angelegt und manch eine Wasserstraßenkreuzung hätte Ihresgleichen auch an eine überflutete Dorfstraße erinnern können. Der Ausgang der Toilette führte direkt in den See, wo lange Zeit auch die Toten bestattet wurden. Natürlich wurde und wird sich noch im Seewasser gewaschen. Es war sehr eindrucksvoll dies zu sehen. Aber hatten wir mit unseren Besuch auch dazu beigetragen, dass sich das alles zu einer einzigen Touristenattraktion entwickelt hat. Es war ein großes Theater, die Dorfeinwohner waren die Hauptdarsteller, die Fischer, die mit ihren Netzkörben posierten, waren die absoluten Stars. Das empfindliche Ökosystem des Sees war durch die hunderten Boote die täglich mit uns Touristen drüber brausten in Gefahr. Der Tourismus hat sich als sehr gute Einnahmequelle herumgesprochen und so leben nun anstatt der wenigen hundert Menschen über 7.000 Menschen auf dem See. Was haben wir damit angerichtet? Das ist die dunkle Seite des Tourismus. Ich bin mit meinem Besuch Teil des Problems und bin ratlos wie man hier einen gesunden Tourismus einführen könnte.
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