Die nächste Tagesetappe in die Provinzhauptstadt Khorugh war eine der anstrengendsten. Nach einigen Kilometern gelangten wir auf den Pamirhighway. Mit Highway im europäischen Sinne hat diese Straße allerdings wenig zu tun. Einst wurde der Pamirhighway Anfang des 19. Jahrhunderts als Militärstraße durch den Norden der Sowjetunion konzipiert und entwickelte sich mit der Zeit als bedeutender Handelsweg, auf welchen Waren aus dem Reich der Mitte in die Länder Zentralasiens transportiert werden. An den Straßen selber hat sich seitdem wenig getan. Die extreme Witterung und die schweren chinesischen LKW haben den Straßen schwer zugesetzt. Teilweise kann man nur im Schritttempo fahren, muss sich an engen Stellen an den entgegenkommenden Trucks vorbeidrücken oder auf selbige an einer Stelle warten, wo auch zwei breite Autos aneinander vorbei fahren können. Zudem beschwerte sich einer der nervigen und auch hier vorkommenden Verkehrspolizisten über meine schwarz getönten Fenster. Meine deutsche TÜV-Bescheinigung über den Einbau des Bullenfängers konnte uns allerdings vor einer erneuten Schmiergeldaktion bewahren.
Die vorbeiziehende Landschaft entschädigte jedoch die Mühen. Es war einfach spektakulär.
In Khorugh verbrachten wir einen ganzen Tag und sammelten Kräfte für die Weiterreise. Diese setzte der Reisestrecke in Sachen Schönheit der Natur noch eins drauf. An diesem Tag steuerten wir gleich zwei heiße Quellen an und ließen die von den Straßen zerrütteten Muskeln im heißen Thermalwasser erholen.
Nach 100 KM stießen wir dann auf das Wakhan-Tal. Immer wieder eröffneten sich zu unsere Rechten spektakuläre Einblicke in den Hindukusch und nicht selten war auch einer der 6.000er Berge zu sehen. Diese Tagesetappe sollte landschaftlich einer der schönsten Strecken der bisherigen Reise darstellen.
Wir übernachteten erneut in einem Homestay und in einem typischen Pamir-Haus im Dorf Hizor. Äußerlich unscheinbar, besitzt es im inneren einen Bereich für die Gäste, einen Aufenthaltsraum mit schöner Holzdecke und Podesten für die Einnahme der Mahlzeiten sowie einen Koch und Wohnbereich der Gastgeber. Von hier waren es nur noch 320 Kilometer Luftlinie nach Indien. Die Straßen- und Grenzsituation verlangten jedoch, dass noch fast 12.000 Straßenkilometer vor mir liegen sollten.
Great stories thanks for sharing. Greetings from México.