Wie man mit dem Auto nach Indien kommt – Teil 2: Das passende Auto

Euer Plan steht also fest. Ihr wollt also nach Indien fahren. Oder in die Mongolei. Oder nach Thailand. Die Vorfreude steigt. Doch es gibt noch ein kleines Problem: Ihr habt noch kein Auto. Genauso ging es mir, als ich meine Autoreise nach Indien in die Tat umsetzen wollte. In diesem Beitrag möchte ich euch bei der Wahl des Fahrzeugs unterstützen und zeigen, was es bei der Planung der Reiseroute zu beachten gilt.

Das passende Auto

Oft werde ich bei Vorträgen gefragt „Brauch man denn unbedingt ein Geländewagen für die Reise nach Indien?“ Die Antwort ist klar: Nein. Die Straßen sind oft überraschend gut ausgebaut. Vor allem China beeindruckt durch eine ausgezeichnete Infrastruktur (die Arbeitsbedingungen beim Straßenbau möchte ich dennoch nicht hinterfragen…). Und bei Schlaglochpisten wie in Kasachstan helfen auch mit Geländewagen nur langsames Fahren, Geduld, Ausdauer, schnell Entscheidungen fällen (welches Schlagloch ist tiefer?) und Treffsicherheit (den Raum zwischen den Schlaglöchern treffen- am besten mit allen vier Rädern….). Meiner Meinung nach habt ihr viel mehr Spaß, wenn euer Gefährt geländegängig ist. In Deutschland ist es oft (und auch zurecht) verboten Waldwege zu nutzen. Außerhalb der EU sind Waldwege normale Straßen. Die können schnell äußerst anspruchsvoll werden. Doch Schließlich gelangt man über solche Pisten oft in so wunderschöne Ecken, die man sonst nicht erreicht hätte. Daher meine klare Empfehlung: Zumindest Allradausstattung und All-Terrain-Reifen sollten drin sein.

Da helfen nur MT-Reifen. Im extremen Matsch wird die Fahrt eine Rutschpartie
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Kann nur mit dem Geländewagen bewältigt werden - Der Weg zum Gjipe Beach
Kann nur mit dem Geländewagen bewältigt werden – Der Weg zum Gjipe Beach

Die nächste und sehr wichtige Frage: „Gibt es überall Ersatzteile?“ Auch hier sollte man auf die Auswahl des passenden Fahrzeuges achten. Meine Erfahrung für Asien: Viele Ersatzteile: Toyota, Mitsubishi, Nissan. Wenig bis gar keine Ersatzteile: Landrover, VW, Mercedes, Opel, Ford. Ersatzteile für den Lada Niva sind in Russland und in den ehemaligen Sowjetländern gut zu bekommen. Außerhalb sieht es sehr schlecht aus. Ausnahmen für alle Automarken bilden Iran und Indien. Hier zählen ausländische Fahrzeugmodelle zu den Exoten. Wenn in diesen Ländern Ersatzteile benötigt werden, müsst ihr mit Sicherheit etwas warten. Denn generell gilt: Ersatzteile können ja bestellt und geliefert werden. Nur muss man dann etwas bis viel Wartezeit einplanen.

Die holprigen Straßen fordern ihren Tribut
Die holprigen Straßen fordern ihren Tribut
Verschleißteile müssen ausgetauscht werden
Verschleißteile müssen ausgetauscht werden
Einmal Generalüberholung in Kirgistan
Einmal Generalüberholung in Kirgistan

Manchmal werden auch Ersatzteile von anderen Fahrzeugen eingebaut, es wird geschweißt oder improvisiert. Es ist oft unglaublich! Dazu sind die Kosten für Arbeitszeiten sehr gering. Eine Reparatur wird bei weitem nie so teuer werden, wie bei uns in Deutschland. Aber etwas kann schnell zum echten Problem werden: Die Elektronik. Je moderner das Fahrzeug, desto mehr Elektronik ist verbaut. Und da kommt auch der ausgetüftelte kirgisische Mechaniker an seine Grenzen, da Gerät und Software zur Fehleranalyse nicht vorhanden sind. Daher: Je älter das Fahrzeugmodell, desto besser!

Was nicht passt wird passend gemacht - Anpassung des Stoßfängers in Nepal
Was nicht passt wird passend gemacht – Anpassung des Stoßfängers in Nepal

Zum Thema Treibstoff: Autogas, Benzin und Diesel sind in Asien überall zu bekommen. Die Tankstellendichte ist oft überraschend gut. In abgelegenen Bergregionen sollte man trotzdem jede Tankmöglichkeit nutzen. Im Iran bekommt man Diesel nur mit Hilfe von LKW-Fahrern, denn dazu braucht man eine Tankkarte. Aber die Menschen sind sehr hilfsbereit, da braucht ihr euch keine Sorgen machen. Wichtig jedoch: Da LKW oft nicht in den Städten fahren dürfen, gibt es in iranischen Städten keine Dieseltankstellen, da normale PKW fast alle mit Gas oder Benzin fahren. Achtung auch in Usbekistan. Hier gibt es Diesel fast nur auf dem Schwarzmarkt. Wie ihr den findet? Einfach oft nach Diesel („Dizel“) fragen. Irgendjemand kennt Irgendjemanden, der Irgendjemanden kennt, der Diesel im Garten hat… Mit meinem Tank konnte ich 600 – 800 Kilometer fahren. Und das hat immer ausgereicht. Meine zusätzlichen Kanister habe ich nie gebraucht.

Dieselschwarzmarkt in Usbekistan
Dieselschwarzmarkt in Usbekistan
Tadschikische Tankstelle. Die Qualität des Diesels kann durchaus in Frage gestellt werden
Tadschikische Tankstelle. Die Qualität des Diesels kann durchaus in Frage gestellt werden

Meine Wahl für das Reisegefährt war schließlich der Mitsubishi Pajero Classic (V20), Baujahr 2003. Ersatzteile gab es überall, wenngleich ich kaum welche gebraucht hatte, denn der Wagen lief und lief und lief (und läuft immer noch). Es gab auch keine Probleme mit der Elektronik. Wenn doch etwas kaputt ging, dann waren es Verschleißteile. Da konnte man aber frühzeitig Vorkehrungen treffen.

Auch in 5437m Höhe keine Macken - Der Pajero war eine gute Wahl
Auch in 5437m Höhe keine Macken – Der Pajero war eine gute Wahl

Beschränkungen der Reiseroute

Habt ihr das richtige Fahrzeug, dann muss auch die Reiseroute sorgfältig geplant werden. Abhängig vom Reiseziel ist es leider nicht immer ohne weiteres möglich, einfach mal mit dem Auto loszufahren. In den folgenden Ländern gibt es Einschränkungen für Reisende mit dem eigenen Auto:

China

In China darf man nicht mit dem eigenen Auto einreisen – es sei denn man hat eine chinesische Agentur organisiert, welche die Reise betreut und einen Guide stellt, der einen die gesamte Zeit begleiten muss. Und das wird richtig kostspielig. 40 Tage Chinatransit kosten ungefähr 10.000 Euro. Hier hilft es sich in Foren wie Wüstenschiff oder Horizons Unlimited umzuschauen. Über Inserate kann man hier andere Weltreisende finden, mit denen man sich dann die Kosten teilen kann. Doch hier kommen weitere Herausforderungen dazu: Die Gruppe muss sich verstehen können, sich auf eine gemeine Route und passende Agentur einigen und sie muss zum vereinbarten Starttag am Startort sein. Verspätungen werden richtig teuer. Aus meiner Sicht zu empfehlen: Erlebnisreisen Tibet. Die Agentur bietet mittlerweile auch online maßgeschneiderte Touren an.

Durch China mit dem eigenen Auto zu fahren ist nicht so leicht
Durch China mit dem eigenen Auto zu fahren ist nicht so leicht

Thailand

Ende 2016 trat in Thailand eine Verordnung in Kraft, die eine Einreise mit dem eigenen Auto deutlich verkomplizierte. Ich war einer der letzten für eine lange Zeit, die noch unkompliziert einreisen konnten. Denn es war viel Papierkram notwendig um ein Permit zu bekommen. Overlander-LKW hatten dazu ganz schlechte Karten in das Land zu kommen. Manche konnten sich aber an kleineren Grenzübergängen durchschlagen. Wie jetzt die Situation ist, weiß ich leider nicht. Trotzdem sollte man bei Thailand ganz genau recherchieren.

Als letzte für eine lange Zeit konnten wir noch in Thailand einreisen
Als letzte für eine lange Zeit konnten wir noch in Thailand einreisen

Myanmar

In Myanmar ist die Durchreise wieder nur mit Agentur und Guide möglich. Und auch das kann richtig teuer werden, denn die Kosten werden pro Person berechnet. Man muss mit 100 Euro pro Tag und Person rechnen. Die Preise reduzieren sich kaum, wenn die Gruppe größer wird. Auch wird Wildcampen nicht wirklich unterstützt (In China kann man das raushandeln). Sparen kann man, wenn man einen Platz für den Guide im Auto hat. Denn so muss kein „Pilot-Car“ bezahlt werden. Ein guter Tourenanbieter ist hier Osuga Tours.

Geschafft! Myanmar ist durchquert!
Geschafft! Myanmar ist durchquert!

Ihr habt das richtige Fahrzeug besorgt und die Reiseroute steht? Prima! Jetzt geht es daran alle notwendigen Dokumente zu besorgen.

Teil 1: Die Idee und erste Vorbereitungen

Teil 3: Visa, Reisepass, Dokumente für das Auto, Dokumente Allgemein, Geld

Teil 4: Ausbau zum Camper-Jeep

Teil 5: An den Landesgrenzen, Tanken unterwegs, korrupte Polizei

Teil 6 (folgt): Ankommen

Reiseliteratur

Mathias Verfasst von:

2 Kommentare

  1. Carsten
    26. Januar 2021
    Antworten

    Super Artikel! Kann man irgendwo einen Newsletter abonnieren für die nächsten Teile?!

    • Mathias
      27. Januar 2021
      Antworten

      Hi Carsten, nein leider nicht. Aber nächste Woche wird der nächste Artikel schon kommen 🙂

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