Abenteuerland Georgien

Südgeorgien

Auch Dirk und Philipp konnten Batumi nichts Großes abgewinnen, und so sind wir schnell in die Berge gefahren.  Schon bei der ersten Fahrt ins Landesinnere fällt mir auf, das Georgien ein einziger Bauernhof ist. Auf der Straße tümmeln sich Kühe, Schweine, Hühner, Ziegen und Gänse. So musste ich bei rasanten Fahrten durch die kurvigen Bergstraßen stets aufpassen, dass ich nicht in der nächsten Kurve meinen Bullenfänger einsetzen musste. Der gemeine Georgier ist da um einiges mehr schmerzfrei. Auch vor und in Kurven wird überholt. Wenn dann doch überaschender Weise Gegenverkehr kommt, dann wird einfach eine dritte Spur aufgemacht.

Unsere erste Nacht in den Bergen verbringen wir in einer Familienpension abseits der Hauptstraße. Der englischsprechende Nachbar nennt uns den Preis: 15 Lari (6,50€) für Übernachtung, Abendessen und Frühstück. Wir willigen ein. Das Essen ist bombastisch. Es wird ständig nachgereicht und wir sind kurz vorm platzen, als der Familienvater den guten Selbstgebrannten rausholt. Dieser brannte dann wirklich alles weg. Da auch das Frühstück am nächsten Morgen sehr üppig war, haben wir uns entschieden 50 Lari statt 45 Lari zu zahlen. Als wir das Geld mit großer Dankbarkeit überreichten, bekamen wir eingefallene Gesichter als Antwort. Es wurde etwas auf Georgisch diskutiert, dann wurden wir verabschiedet. Irgendwie haben wir uns komisch gefühlt und haben kurz vor der Abfahrt den englisch sprechenden Sohn gefragt, ob alles in Ordnung sei. Er erwiderte daraufhin, dass es eigentlich 50 Lari pro Person pro Nacht seien. Kommunikationsfehler. Wir hatten uns schon gewundert. Freilich beglichen wir unsere Rechnung, wunderten uns dennoch schon, warum die Familie nicht schon beim Bezahlen darauf hingewiesen hatte.

Unser Abendessen im Gästehaus
Unser Abendessen im Gästehaus

Das nächste Abenteuer folgte eine Stunde später. Mit einer schon historischen Seilbahn ging es über eine tiefe Schlucht auf die andere Talseite. Der Seilbahnführer demonstrierte seine Tapferkeit, indem er an der höchsten Stelle die Kabinentür öffnete. Auf der anderen Talseite mit etwas mehr Adrenalin im Blut angekommen, lud uns eine Dorfbewohnerin zu einem Kaffee ein. Beim Kaffee blieb es natürlich nicht, es wurde Melone, Gurke, Jogurt und Kekse kredenzt. So kamen wir zur ersten Begegnung der georgischen Gastfreundschaft.

20160728_112148
Seilbahn- und Nahtoterfahrung

20160728_111725 20160728_123141

Wir entschlossen uns einen kleinen Umweg zu nehmen und die 30 Kilometer entfernte Burg an der türkischen Grenze anzufahren. Sie Strecke wurde schnell zur Geländestrecke, der Pajero freute sich. Ab einer Stelle ging es dann aber absolut nicht mehr weiter und wir wanderten die restlichen 5 Kilometer. Just als ich mich bei meinen Mitreisenden erkundigt hatte, ob es denn hier wilde Tiere gäbe, sprang ein Bär vom Weg ins Gebüsch. Leider hatte nur ich ihn gesehen. 1500 Meter vorm Ziel hielt uns ein georgischer Militärposten auf und verlangte nach Ausweisdokumenten. Dirk hatte seine nicht dabei und so wurden wir fast eine Stunde festgehalten, in Ungewissheit was mit uns passiert. Es wurde telefoniert, Fotos von uns gemacht, wieder telefoniert. Dirk hat sich schon in der Zelle gesehen, dann durften wir plötzlich weiter. Zur Burg sind wir am Ende nicht gelaufen, da es zunehmend kalt wurde und tiefe Schlechtwetterwolken aufgezogen sind. So haben wir – zum Unverständnis der Soldaten – den Heimweg angetreten.

Die Militärkontrolle
Die Militärkontrolle

Um nicht die 30 Kilometer wieder zurück zu fahren, nahmen wir eine Abkürzung die uns als befahrbaren Landwirtschaftsweg versprochen wurde. Die folgenden 12 Kilometer wurden zur echten Belastungsprobe des Autos. Steile Wege, große Steine. Nach 15min zog dichter Nebel auf. Schmale Straßen, tiefe Abhänge. Wendemanöver in Kurven. Uns allen blieb das Herz stehen, doch irgendwann sind wir auf einem 2175 Meter hoch gelegenen Pass angekommen. Die auftauchende Sonne trocknete den Angstschweiß.

Angekommen auf dem Bergpass
Angekommen auf dem Bergpass

Im Süden von Georgien erkundeten wir in den folgenden Tagen Burgen, Kirchen, Kloster, Felsenkloster, Wildblumenwiesen, Nationalparks und einige Kleinstädte. Wir genossen die georgische Küche und begeisterten uns einmal mehr von der georgischen Fahrweise und den teilweise, aus unserer Sicht, nicht mehr fahrtüchtigen Autos.

Rabat - Eine Burg mit Kirche und Moschee im toleranten Achalziche
Rabat – Eine Burg mit Kirche und Moschee im toleranten Achalziche
Die Höhlen von Varzia
Die Höhlen von Varzia
Wanderung in Borjomi Nationalpark
Wanderung in Borjomi Nationalpark

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Reiseliteratur

Mathias Verfasst von:

3 Kommentare

  1. Armin
    16. November 2016
    Antworten

    Hallo Matthias.. verfolge deine Reise jetzt schon ne Weile.. macht Vorfreude auf meine naechstes Jahr 🙂 haette einige Fragen bezueglich einigen Staaten.. hast du ne email Adresse oder so wo ich dir schreiben kann? Gruss, Armin

  2. 13. August 2016
    Antworten

    Hey Mathias,

    war ein super nettes Gespräch … Ich hoffe du hast den Aragats überlebt … wir mussten leider weiter haben dafür jetzt ein Iran Visa … Schicke Seite übrigens (vor allem das Theme) und wenn wir die Fotos so sehen wünscht man sich auch bessere Ausrüstung 😉 … Alles Gute auf deiner Reise und trietz den Pajero ordentlich dafür ist er da …

    Liebe Grüße
    Annina, Karl, Luna und Chacha

  3. Matze
    9. August 2016
    Antworten

    Klingt sehr schön… Nur das mit der Verwechslung 15 mit 50 kommt mir irgend wie bekannt vor Weiterhin viel Spass

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.