Wo ist eigentlich Armenien?

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Meine erste Begegnung mit einem neuen Land fand wie so oft an der Grenze statt. Überraschend: Keine Auto-Schlange an der Grenze. Dafür sehr freundliche Beamte, die sich für den Papierkram sehr viel Zeit nehmen. Ein Freund hat mir den Rat gegeben, dass man sich in solchen Momenten einreden muss, dass man mehr Zeit als die anderen hat. So kann man das Prozedere mit der notwendigen Gelassenheit überstehen.

Der erste Eindruck vom Land direkt nach der Grenze: Schlechte Straßen, wenig Verkehr, viele Autos aus Sowjetzeiten. Armenien war einst eine formal eigenständige Unionsrepublik der Sowjetunion. Nach dem Zerfall dieser wurde im September 1991 die Republik Armenien ausgerufen. Wie viele der ehemaligen Sowjetstaaten ist auch Armenien nach dem Zerfall der Sowjetunion in eine schwere Wirtschaftskrise geraten. Zudem belasteten die Folgen des schweren Erdbebens 1988 mit 25.000 Toten  das Land stark. Im Jahr 2004 betrug das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen gerade einmal 790 Dollar pro Monat. Hier muss man bedenken, dass ein Drittel der 3,1 Millionen Armenier in der Hauptstadt Yeravan leben, die Hälfte im Großraum Yerevan. Hier ist das Einkommen noch deutlich höher als auf dem Land. Die Gegenden, durch die ich also kurz nach der Grenze gefahren bin, waren also sehr arm. Somit wurden alte Autos sehr gepflegt, bei Ersatzteilen war man erfinderisch und neue Autos waren nicht erschwinglich. Der Großteil der Bewohner sind Bauern und somit Selbstversorger. Das konnte man wieder an dem Vieh auf den Straßen sehen.

Mein erster Stop war das Kloster Haghpat. Hier kam ich pünktlich zum Sonnenuntergang an. Mit dem Hotel nebenan habe ich ausgemacht, dass ich auf dem zugehörigen Parkplatz im Auto übernachten und am nächsten morgen die Dusche nutzen durfte (1,50€). Das Panorama war wirklich sehr schön. Direkt nach der Grenze fährt man bis zur nächsten größeren Stadt fast 50KM durch eine Schlucht. Das Kloster und das zugehörige Dorf liegen auf dem Plateau darüber. Nur die Rauchschwaden des Waldbrands am Horizont schoben sich zwischen Sonne und mir.

Das Kloster Haghpat
Das Kloster Haghpat

Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass der vermeidliche Waldbrand kein Waldbrand sondern eine Kupferindustrie war. Der Schornstein der Fabrikanlagen wurde entlang des Berges verlegt und die Öffnung war am Gipfel des Berges. Sowas hatte ich auch noch nie gesehen. Die Kupferfabrik ist auch ein Relikt aus Sowjetzeiten. Sehr viel hat sich seitdem nicht getan. Die Seilbahn zur Hochhausviertel auf dem Hochplateau hängt so trist über der Schlucht wie die Rauchwolken der Fabrik. Hier scheint die Zeit still zu stehen.

Industrie im Norden von Armenien
Industrie im Norden von Armenien
Seilbahn außer Betrieb
Seilbahn außer Betrieb
Das Kloster Sanahin. Interessant: Auf Grabsteinen ist immer das Bild des verstorbenen zu sehen
Das Kloster Sanahin. Interessant: Auf Grabsteinen ist immer das Bild des verstorbenen zu sehen

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Reiseliteratur

Mathias Verfasst von:

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