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Es ist ein Ruhig und Indien passt eigentlich nicht zusammen. Doch auf dem Land gibt es sie noch. Die ruhigen Ecken. Mein Auto parkt vor einem Bauernhaus. Vor dem Auto steht eine Holzliege. Auf der Korbmatte liege ich und genieße die Ruhe. Das Gezwitscher der Vögel lässt sich kaum von den Rufen der Streifenhörnchen unterscheiden, die voller Energie von Baum zu Baum turnen. Ein Windzug erzeugt Gänsehaut. Es ist noch frisch und die Energie der Sonne reicht noch nicht aus, um auch den Halbschatten aufzuwärmen. Vor mir steht ein riesiger Mangobaum, jedoch ohne Mangos. Mangoernte ist erst im Juni. Im Schatten des Mangobaums steht eine Kuh. Auf dem Kopf der Kuh ruht sich ein Vogel aus. Neben meiner Liege sitzt der Hausherr und unterhält sich auf Hindi mit seinem Bruder. Wahrscheinlich über mich. Doch ich verstehe kein Wort.
Wie bin ich in dieser Idylle gelandet? Eigentlich wollte ich ja Couchsurfing in Varanasi ausprobieren. Am ersten Abend habe ich bei Arvin und seiner Familie übernachtet, die in einem der Ausbezirke der Stadt wohnen. Und sie haben mich kurzerhand eingeladen, mit ihnen einen Tag auf dem Land zu verbringen.
Obwohl es nur 25 Kilometer zum Dorf sind, brauchen wir mehr als eine Stunde. Auf dem Beifahrersitz hat es sich Arvins Vater gemütlich gemacht. Er unterhält sich ununterbrochen mit seiner Frau und hält nur ab und zu inne, um mir den Weg zu zeigen. Mir ist es recht, es ist früh morgens und da bin ich nicht in Erzähllaune. Ich lasse das gewohnte Verkehrschaos bereitwillig über mich ergehen und störe mich auch nicht an der Fahrradrikscha, die sich in meinen Bullenfänger verhängt. Mit meinen Gedanken bin ich abwesend und fahre automatisch durch den Haufen von Rikschas, Motorräder, Menschenmengen, Bussen und LKW.
Das Bauernhaus liegt im Dorf Kanakpur und ist umgeben von Weizen und Rapsfeldern. Hier lebt eigentlich die Familie von Arvin. Ich unterhalte mich an diesem Tag sehr viel mit seinem Vater Shyewa. Shyewa ist 54 Jahre alt, einen Kopf kleiner als ich und trägt einen Dreitagebart in seinem stets freundlichen Gesicht. Aus seiner schlanken Gestalt schaut nur ein kleinwenig der Bauch heraus. „Da drüben, da steht unser altes Haus“ sagt Shyewa während er bei einem Spaziergang auf eine Ruine zeigt. „Seit 10 Jahren wohnen wir nun in der Innenstadt von Varanasi. Meine Frau hat hier eine Anstellung bei der Regierung und Arvin und mein anderer Sohn studieren und arbeiten hier. Auch ich habe eine Anstellung als Nachtwächter gefunden. Doch ich vermisse unser Bauernhaus sehr. Sobald meine Frau nicht mehr arbeiten muss, ziehen wir wieder aufs Land“.
I hope that by the end of your time in India you can eat properly with your hands 😉