Kolumbien – Und wir verlieben uns erneut (2. Teil)

Was bisher geschah:

Nach unserer anstrengenden Wanderung ist auch der Pajero nicht mehr angesprungen und wir mussten ihn leider bei dem Bauernhof zurücklassen und zusammen mit dem Bus unserer holländischen Freunde zur nächsten Unterkunft fahren.

Die Nacht war mehr als Bescheiden, vermutlich auch dem geschuldet, dass unser treuer Reisebegleiter nicht bei uns war. Gleich am Morgen soll uns aber geholfen werden. Der Sohn des Hauses ist wohl sowas wie ein Mechaniker und kennt jemanden, der einen Dieselgenerator besitzt. Dieser hat auch immer mal Startschwierigkeiten, die mit einem passenden „Starterspray“ behoben werden können. Wir warten ca. 1 h auf den Bekannten und fahren dann im Korso, bei strömenden Regen und 5 Grad, zurück zum Pajero. Der klingt mit dem Starterspray zwar schlimmer als jeder kaputte Traktor, aber er springt an! Wir sind alle super happy und wollen nur noch aus den Bergen raus. Das Zauberspray haben wir gleich noch abgekauft. Das können wir bestimmt nochmal gebrauchen.

Auto springt nich mehr an – 3 von 4 Glühkerzen hinüber

Wir wollen auch endlich wieder in wärmeren Gefilden campen und schlagen diesmal auf 2200 m, bei knapp 20 Grad, unser Camp auf – inmitten eines Basketballfeldes. Das hatten wir auch noch nicht. Und weil uns der Regen doch etwas verfolgt, stellen wir uns so, dass wir unter beiden Markisen ordentlich Platz im Trockenen haben. Den letzten gemeinsamen Abend lassen wir bei einer umkämpften Runde Carcarsonne ausklingen.

Mal ein anderer Stellplatz

Wie es der Zufall so will, folgt nach dem Abschied von Rob und Dieke, gleich das nächste Willkommen. Auf einem Campingplatz in der schönen Kolonialstadt Villa de Leyva treffen wir die Österreicher Klemens und Birgit, die schon seit 3 Jahren durch Südamerika reisen. So erhalten wir Tipps und Informationen aus erster Hand und können selbst viele Anregungen weitergeben. So ein Austausch ist Gold wert. Und der Campingplatz erweist sich regelrecht als Overlander-Treffpunkt. Markus aus Deutschland reist mit seinem riesigen MAN-Truck und Hündin Frieda ganz langsam durch Südamerika und die Kanadier Jason und Kara arbeiten von unterwegs aus. Beide sind seit etwa 5 Jahren unterwegs. Für uns fast unvorstellbar. Und neben diesen riesigen Reisemobilen sehen wir ganz schön klein aus. Gemeinsam veranstalten wir einen schönen Grillabend und testen diverse Bar und Restaurants in der Stadt.

Da kommen wir uns ganz klein vor
Ein lustiger Abend mit Overlandern
Der Hauptplatz von Villa de Leyva
Villa de Leyva

Jason ist außerdem ein kleiner Tüftler. Als er sieht, wie Mathi sich unseren Motorraum ausgiebig anschaut, kommt er zur Hilfe. Mathi erzählt von unseren Startproblemen und Jason zaubert einen Spannungsmesser aus der Tasche, der feststellt, dass 3 von 4 Glühkerzen defekt sind. Das erklärt natürlich alles. Da hat uns unser Pajero mit nur einer Glühkerze bis auf 4000 m hochgebracht. Er gibt wirklich alles! Die defekten Glühkerzen werden auch prompt gewechselt und schon springt er an wie ein junges Reh.

Weil wir in den Bergen so verfroren waren und nirgends eine Heizung oder Warmwasser in Sicht war, haben wir beschlossen uns mal wieder ein Hotelzimmer zu gönnen. Und zwar eins mit Kamin, in einem Hotel mit Pool und Sauna. Die kleine Wellnesspause haben wir dringend nötig. Die Sauna wird sogar nur für uns angeschmissen, denn wir sind die einzigen Gäste in dem Hotel. Es ist absolute Nebensaison. Mit frischer Energie sind wir also bereit für neue Abenteuer.

Als wir in Kolumbien eingereist sind, haben wir über Instagram eine Nachricht von Rob und Andre bekommen. Die beiden sind auch Overlander und sie haben uns einfach so zu sich nach Hause, in die Nähe von Bogota, eingeladen. Wir kannten die beiden nicht und haben bis dahin auch nur 2 Sätze ausgetauscht. Eigentlich ist sowas nicht unser Ding und wir hatten auch viel Gesellschaft in der letzten Zeit, aber es würde noch in unseren Zeitplan passen und irgendwie sagt unser Bauchgefühl, dass wir uns diese Einladung nicht entgehen lassen sollen. Mitbringen sollen wir nur einen Wein zum Abendbrot, sie wollen gerne für uns kochen. Was folgt ist unser absolutes Kolumbien-Highlight! Als wir ankommen werden wir sofort mit einem kühlen Bier begrüßt, da sind wir noch gar nicht richtig aus dem Auto ausgestiegen. Es scheint also so, als sind wir auf einer Wellenlänge und als würden sie uns nur zu gut kennen. Die beiden leben in einem Haus, dass nur 45 min von der Hauptstadt Bogota entfernt ist, aber dennoch Mitten in den Bergen und sehr abgelegen ist. Ein absoluter Wohntraum. Mit 360-Grad Aussicht durch die riesigen Panorama-Fenster. Nach einem kurzen Rundgang durchs Haus beschließe ich, sollten wir auch mal ein Haus bauen, dann werden die beiden auf jeden Fall involviert. Ich würde es am liebsten 1:1 so einpacken und mitnehmen. Und ein Gästezimmer gibt es auch noch für uns. Mit eigenem Bad und besser als in jedem 4-Sterne-Hotel. Wir können unser Glück immer noch nicht fassen! Da kommt campen natürlich gar nicht in Frage. Wir sitzen gemütlich zusammen und reden, als würden wir uns schon ewig kennen. Und bekocht werden wir auch noch. Es wird richtig aufgetischt mit Käse und Oliven als Vorspeise, gefolgt von gebratenen Reis mit Shrimps und Lachs. Was für ein toller Abend! Bei 4 Flaschen Wein und einer Flasche Rum entsteht eine richtige Freundschaft und der Abend wird als „Abuelo-Night“ (so hieß der von uns vernichtete Rum aus Panama) unvergessen bleiben. Was soll man zu so viel Gastfreundschaft noch sagen?! Wir sind sowas von gerührt und werden wieder bestätigt, dass man auf sein Bauchgefühl hören sollte. Wir sind unendlich dankbar und wissen dennoch nicht, womit wir das verdient haben. Wir vermuten es mal so: Wenn man gerne und von Herzen gibt, dann bekommt man auch viel zurück.

Was für ein schönes Haus!
Heute wird für uns gekocht
Das Kaminzimmer
Unser Gästebad
Aufwachen mit Aussicht
Unsere tollen Gastgeber

Am nächsten Tag führt uns unser Weg leicht verkatert weiter in die Hauptstadt Kolumbiens, nach Bogota. Wir haben noch einen Tag Zeit, bevor wir mit Johannes (Bü), unseren nächsten Mitfahrer abholen. Und an diesem Tag kümmern wir uns nochmal um den Pajero. Eine neue Solarbatterie muss her und es klappert an mehreren Stellen, da braucht es die ein oder andere Schweißnaht und neue Gummipuffer.

Zu dritt geht es für uns dann gleich in die Wüste. Raus aus der Großstadt und rein in die Abgeschiedenheit. Die Tatacoa-Wüste kann mit ihren verrückten Felsformationen locker mit einigen Nationalparks in den USA mithalten, erinnert etwas an den Bryce-Canyon und ist dabei klein, übersichtlich und voll schöner Offroad-Strecken. Wir schlagen unser Camp etwas abseits eines kleinen Weges auf und brauchen nachts nicht mal Licht, so hell scheint der Mond. In der 330 km2 großen Wüste wachsen auch viele Kakteen, was für schöne Farbkontraste sorgt.

Willkommen Bü im Team!
Abenteuerliche Fluißübersetzung
Abendstimmung in der Tatacoca
Wir sind zu dritt
Auch diese Sittiche leben in der Wüste
Offroad in der Wüste
Die Wüste lebt
Die Wüste lebt!
Was für ein Stellplatz
Huhu!
Tatacoca
Ein echter Cowboy
Die Tatacoca
Schöne Abendstimmung
Leben in der Wüste

Unser Weg führt uns weiter über die bizarren Felsskulpturen von San Agustin, die zwischen 100 und 1200 n. Chr. in den Stein gehauen wurden, als Beschützer von Gräbern gelten und zum Weltkulturerbe gehören, bis hin zum knapp 80 m hohen Wasserfall „Fin del Mundo“ (Ende der Welt). Bei der Wanderung zum Wasserfall bekommen wir Besuch von einem Himmelsfalter (Blauer Morphofalter). Das ist etwas ganz besonderes, denn bisher haben wir diese beeindruckenden Tiere nur kurz und aus der Entfernung sehen können. Sie haben eine Flügelspannweite von bis zu 12 cm und das leuchtende Blau entsteht nicht durch Pigmente, sondern durch die Interferenz des Lichts.

Negropole von San Augustin
San Augustin
Wir haben Spaß beim Nachstellen der Figuren
Unser Dschungelcamp
80 Meter geht es hier runter
FIn del Mundo
Ein zutraulicher Schmetterling
Hat sich einfach auf Phias Oberschenkel gemütlich gemacht
So groß wie eine Hand

Sehr abenteuerlich und spektakulär wird dann der nächste Streckenabschnitt, der mit dem Namen „Trampolin de la Muerte“ (Todes-Trampolin), schon viel erwarten lässt. Der Nebel lässt alles noch mystischer erscheinen und so bahnen wir uns unseren Weg über die 78 km lange einspurige Offroad-Straße direkt am Berghang. Bis auf 2800 m geht es hoch. Kritisch wird es allerdings nur bei Gegenverkehr. Wir sind solche Strecken schon gewohnt und genießen es in vollen Zügen. Nur der Regen hätte wegbleiben können.

Das ist ja eine Wegbeschreibung…
Steil gehts hier bergab
Abenteuer pur
Trampolin de la Muerte
Die gefährlichste Straße von Kolumbien
Prost! Nach diesem Tag!

Am Kratersee Laguna de la Cocha, dem zweitgrößten Binnengewässer Kolumbiens, verbringen wir unsere letzte Nacht in diesem tollen Land. Wir fahren mit einem Boot in ein kleines Dörfchen, das mit den vielen Wasserwegen etwas an Venedig erinnert.

Klein-Venedig
Spontaner Bootsausflug

Das letzte Highlight wartet 20 km vor der Grenze zu Ecuador noch auf uns – die katholische Kirche Santuario de Las Lajas. Die beeindruckende Basilika wurde im 18. Jahrhundert erbaut, Anfang des 20. Jahrhunderts erneuert und ist ein beliebter Wallfahrtsort und auch ein Ziel vieler Touristen. Das wollten auch wir uns nicht entgehen lassen, bevor wir uns zu einem sehr spannenden Grenzübertritt aufmachen. Hier werden wir mal wieder ein blaues Wunder erleben. Doch dazu das nächste Mal mehr.

Wie kann man hier eine Kirche hinbauen?
Santuario de las Lajas – was für eine Lage!

Unsere Reiseroute

Reiseliteratur

Phia Verfasst von:

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