Lange hatten wir im Vorfeld der Reise überlegt, ob wir auch die Galapagos-Inseln besuchen wollen, wenn wir schon mal in Ecuador sind. Denn der Aufenthalt und die Anreise zum Archipel sind alles andere als günstig. Aber wann würde sich nochmal so eine Gelegenheit ergeben? Wir haben uns für die Insel-Gruppe entschieden. Und wir sollten nicht enttäuscht werden.
Die Galapagos-Inseln gehören zu Ecuador. Und so ziemlich alle Flüge zum Archipel gehen von der Hafenstadt Guayaquil aus. Diese ist auch die größte Stadt des Landes. Und auch die gefährlichste. Seit einigen Tagen erfasst eine Welle der Gewalt die Stadt, ab 23 Uhr gilt eine Ausgangssperre. So richtig wohl fühlen wir uns da nicht, als wir die Stadt in den Abendstunden ansteuern. Doch das Zentrum gilt als verhältnismäßig sicher. Zudem können wir in unserem Hotel den Pajero für den Aufenthalt auf den Galapagos-Inseln sicher in der Garage stehen lassen. In der Früh bringt uns ein Taxifahrer im Stil eines Formel-1-Fahres zum Flughafen. Aber wir kommen an. Das nächste Highlight kann also beginnen.
Um auf die Galapagos-Inseln zu gelangen, muss zunächst am Flughafen in Guayaquil eine Touristenkarte mit Informationen zu den gebuchten Hotels auf der Insel ausgefüllt werden (30 Dollar). Diese zeigt man dann bei der Ankunft auf den Inseln vor und darf damit noch die Nationalparkgebühr abgeben (100 Dollar). Bevor man überhaupt einen Fuß auf die Insel gesetzt hat, wird das Reisebudget geschröpft. Aber egal. Wir haben uns das vorgenommen, jetzt wollen wir auch nicht geizen. Wir landen auf der Hauptinsel Santa Cruz und nehmen einen Bus und eine Fähre von der Flughafeninsel zur Hauptinsel. Spontan steigen wir auf ein Taxi um und wollen zum Hafen, um von dort aus mit dem Boot zur Isla Isabella zu fahren. Da unser Boot erst zum Nachmittag fährt und wir zum frühen Mittag angekommen sind, bietet uns der Taxifahrer eine kleine Inselrundfahrt an, die wir gerne annehmen. Erste Station: Ein kleiner Krater. Das Verrückte: Obwohl eigentlich bestes Wetter bei unser Ankunft war, liegt der 200 Meter höhere Krater in dichten Wolken und es ist richtig feucht. Ein wildes Klima hier auf dem Archipel. Zweite Station ist eine Schutzstation für die Galapgos-Riesenschildkröten. Diese riesigen Schildkröten haben einen Panzer der über einen Meter groß sein kann. 300 Kilogramm kann ein ausgewachsenes Tier auf die Waage bringen und über 170 Jahre alt werden. Als Besucher hält man die Tiere auf den ersten Blick eher für große Felsen in der Landschaft. Wenn die jedoch über die Straße laufen wird man erst einmal stutzig, dann kommt man aus dem Stauen nicht mehr heraus. Was für majestätische Tiere!
Die Wolken sind in Nieselregen übergegangen, als wir am Hafen ankommen. Unser Taxifahrer hat versprochen uns während der Fahrt auf die Passagierliste eines Bootes zur Isla Isabela zu setzen, aber irgendwie hat das nicht so geklappt. Also fährt er uns zu einer anderen Bootsagentur. Die Besitzerin hat nicht wirklich Lust auf Geschäft, vielleicht weiß sie aber auch, dass wir auf sie angewiesen sind. Lustlos nimmt sie unser Geld ab und wenig später sind wir auf dem Boot. Um dorthin zu gelangen muss man übrigens noch 50 Meter mit einem Schlauchboot fahren (natürlich nicht umsonst). Da merkt man schon, dass einem hier als Tourist jeder Dollar aus der Tasche gezogen wird.
Knapp 3 Stunden sind wir auf hoher See unterwegs bis wir auf der Galapagosinsel Isabela ankommen, die größte Insel des Archipels. Wir sind froh, dass wir noch Bootstickets bekommen haben, denn für unser geplantes Rückfahrdatum sind schon alle Tickets vergriffen, ließ uns die unfreundliche Besitzerin wissen. Doch da wir nach der intensiven Bootsfahrt alle schon fast seekrank geworden sind, überlegen wir für das letzte Insel-Hopping aufs Kleinflugzeug umzusteigen.
Auf Isabela angekommen fallen uns gleich die ganzen Leguane auf, die hier überall rumliegen. Dazwischen robbt ab und zu eine Robbe entlang, viele Seevögel fliegen dazwischen umher. Hier gibt es mehr Tiere als Menschen, so viel ist klar. Am Rande der kleinen Stadt haben wir ein Apartment und starten von hier aus unsere Ausflüge. Der erste geht direkt ums Eck in die Kneipe. Denn heute ist das WM-Eröffnungsspiel. Und Ecuador spielt! Das ist selbst am äußersten Westen des Landes ein Ereignis, dass gefeiert wird. Und wir sind mittendrin. Was für ein Spaß!
Der Spaß wird allerdings getrübt. Am Abend zuvor habe ich den Flug zur Nachbarinsel gebucht. Durch einen technischen Fehler wurde das Ticket allerdings für einen falschen Tag ausgestellt. Zu der auf dem Ticket vermerkten Flugzeit gibt es auch gar keinen Flug, trotzdem bestand der Mitarbeiter darauf, dass wenn eine andere Zeit/ein anderer Tag gewählt werden sollte, eine Umbuchungsgebühr von 140 Euro anfallen würde. Zwei Tage musste ich mit den Mitarbeitern und am Ende mit dem Chef diskutieren, dann wurde unser Flugticket kostenfrei angepasst. Was für ein Ärger.
Aber über den kommt man bei entsprechenden Aktivitäten schnell hinweg. So konnten wir neben den hunderten Echsen auf der Insel auch Robben, Pinguine, Blaufußtölpel, Flamingos, Haie, Rochen und Schildkröten sehen. In einem von der Brandung geschützten Naturbecken konnte ich mit Schildkröten und Robben schnorcheln gehen. Ein tolles Erlebnis! Bei einem Boots- und Schnorchelausflug auf eine weiter im Meer gelegene Insel wurden dann allerdings Phia und ich seekrank und fütterten regelmäßig die Fische. Aber das zog auch einen Pinguin an, und so konnten wir uns auch wieder freuen.
Schließlich traten wir nun unseren Inselflug an. Der Flughafen war nichts anderes als eine im Bau befindliche Baracke mit angeschlossener Landebahn. Unsere kleine Cessna sah nicht wirklich vertrauenserweckend aus. Auch waren wir die einzigen Fluggäste in der für 10 Passagiere ausgelegte Maschine. Nur ich sah den Piloten, der sich kurz vor Start noch schnell bekreuzigte. Doch der Flug war angenehm und wir konnten den Piloten direkt über die Schulter schauen. Doch ein echtes Erlebnis. Und besser als 6 Stunden Boot fahren.
Auf der Insel San Cristobal beziehen wir ein Apartment in der Nähe eines kleinen Strands. Der hatte allerdings mehr tierische Besucher als Menschen. Über 50 Robben liegen im Schatten, auf Parkbänken, freigewordenen Handtüchern von Touristen oder spielen in der Brandung miteinander. Wir könnten stundenlang dasitzen und die Tiere beobachten. Ich leih mir einen Taucheranzug aus, damit man es im kalten Wasser länger aushält. Denn da komme ich nicht mehr so schnell raus. So viel Spaß macht es mit Robben und Schildkröten zu schwimmen. Das sind unvergessliche Momente.
Bevor wir von San Cristobal wieder aufs Festland nach Guayaquil fliegen, schauen wir uns noch das zweite Länderspiel von Ecuador gegen Holland an. Das Spiel geht 1:1 aus, der Wirt hingegen hat uns fest in sein Herz geschlossen, als wir mit ihm den Ausgleichstreffer bejubelt haben. „Gute Reise und kommt ganz bald wieder“ ruft er uns hinterher, als wir die Koffer in das Flughafentaxi laden.
In Guayaquil verabschieden wir uns von Christoph und Bü, die beide in getrennten Fliegern die Rückreise antreten. Wir fahren noch einmal in die ecuadorianischen Anden. Innerhalb von 100 Kilometern windet sich die Straße auf 4100 Meter hoch. Oben wollten wir eigentlich wandern gehen, doch das Hochland hängt unter einer dicken Regenwolke und noch viel schlimmer: Wir vertragen die Höhe diesmal nicht. Uns schwindelt es, der Kopf schmerzt. Nach einer warmen Suppe und einen heißen Coca-Tee heißt es vielmehr: Schnell wieder runter. Spontan beziehen wir somit einen Tag eher als geplant ein Zimmer in der Stadt Cuenca. Da aber in unserem für den nächsten Tag gebuchten Hotel kein Zimmer mehr frei war, müssen wir das Hotel nochmal wechseln. An das Auto kommen wir auch nicht mehr ran, denn der einzig bewachte Parkplatz ist sonntags zu. Da kommt man auch nicht mehr an sein Fahrzeug. Alles in Allem nicht so perfekt, dennoch war die Stadt eine schöne Abwechslung. Und zum Wandern kommen wir dann auch noch, da zwei Tage später alle Wolken verzogen sind. Es wird auch der letzte volle Tag in dem Andenstaat sein. Am nächsten Tag überqueren wir die Grenze nach Peru. Die letzte Nacht haben wir in einem Trockenwald übernachtet – der erste Tag seit langem ohne Regen. Es sind Vorboten, fahren wir doch in eines der trockensten Teile des Kontinents.
Schreibe den ersten Kommentar