Belize – Dieser kleine Staat, so groß wie Mecklenburg-Vorpommern und mit nicht mal einer halben Million Einwohner, hat uns sofort in seinen Bann gezogen. Belize liegt im Südosten der Yucatán-Halbinsel, grenzt an Mexico und Guatemala und ist das jüngste der zentralamerikanischen Länder. Erst 1981 wurde die Unabhängigkeit erklärt. Staatsoberhaupt ist die Queen und Amtssprache hier ist Englisch. Viele Einwohner haben afrikanische Wurzeln und auch die Maya-Kultur prägt das Multi-Kulti-Land sehr.
Der Grenzübertritt aus Mexico lief entspannt. Der netten Grenzbeamtin ist allerdings aufgefallen, dass Mathis Reisepass fast auseinanderfällt. Die vielen Grenzübertritte und Einscannvorgänge haben ihre Spuren hinterlassen und die wichtigste Seite hängt wortwörtlich nur noch an einem seidenen Faden. An der nächsten Grenze muss also der Zweitpass her.
Unsere erste Station sind die Maya-Ruinen von Lamanai. Die kann man mit dem Auto erreichen oder eine einstündige Bootstour mitten durch den Dschungel unternehmen. Wir entscheiden uns für letzteres und steuern einen Tourenanbieter an. Errol, der Besitzer empfängt uns sowas von herzlich, heißt uns willkommen, sucht mit uns auf dem Grundstück den besten Platz für das Camp aus und sagt wir können so lange bleiben, wie wir wollen und sollen uns doch bitte wie zuhause fühlen. Danach werden wir Peter vorgestellt, dem Barkeeper, der gesagt bekommt er solle sich bloß gut um uns kümmern. Und wer uns kennt, weiß was das bedeutet 😉 Ich glaube wir sind im Paradies angekommen. Wir verbringen den ganzen Abend in der Bar, freunden uns mit Peter an und sind selbstverständlich die letzten Gäste.
Am nächsten Morgen geht es zusammen mit einer 6-köpfigen indischstämmigen Familie aus Florida und einem super netten Guide, der es versteht die Leute zu unterhalten, zu den Maya-Ruinen. Lamanai bedeutet so viel wie „untergetauchtes Krokodil“ und mit einer Besiedlungsdauer von etwa 3000 Jahren zählt Lamanai zu den am längsten besiedelten Städten der Maya-Kultur. Bis zu 20 000 Menschen lebten hier mitten im Dschungel um die 38 Meter hohe Hauptpyramide herum. Um sich vor Hochwasser zu schützen, wurde über das gesamte Areal mächtig Erde aufgeschüttet umso die Stadt um etwa 25 Meter zu erhöhen. Was für ein Aufwand. Immer wieder tut sich mitten aus dem Dschungel die nächste Pyramide oder der nächste Gebäudekomplex auf. Wir fühlen uns wie Entdecker. Und das Beste an dem ganzen Ausflug: Wir haben die Ruinen fast für uns alleine und wir dürfen überall hochklettern. Wir sind absolut begeistert!
Zurück bei Peter, der Bar und unserem Camp angekommen, sehen wir, dass gerade eine Liveband aufbaut. Da beschließen wir spontan noch eine Nacht länger zu bleiben. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und auch wir schwingen zur Überraschung der Einheimischen das Tanzbein und werden dafür gefeiert. Nachdem die Band aufgehört hat zu spielen, machen wir unsere eigne Party, zu der Peter extra deutsche Schlager in seiner Bar auflegt. Was für ein Auftakt in Belize.
Belize ist Multi-Kulti, das ist uns sofort aufgefallen. Doch dann mussten wir uns in der Bar mal die Augen reiben. Wie einem deutschen Film aus dem 18. Jahrhundert entsprungen, wirken die Mennoniten, mit ihren Trachtenkleidern und Kopfbedeckungen für die Frauen, Cowboy-Hüten, Hemden und Hosenträgern für die Männer. Alle sind absolut gleich gekleidet. Sie leben in einer eigenen Siedlung am Fluss und betreiben hauptsächlich Landwirtschaft. Die Mennoniten sind eine evangelische Freikirche, die auf die Täuferbewegung während der Reformationszeit im 16. Jahrhundert zurückgeht. Ihre Wurzeln liegen in Deutschland und den Niederlanden. Verfolgungen und rechtliche Beschränkungen ließen sie im 18. und 19. Jahrhundert aus Europa vor allem nach Nordamerika fliehen. Weltweit gibt es circa 1,3 Millionen Mennoniten.
Weiter in Richtung Süden stoppen wir beim Belize Zoo. Dort kann man 125 heimische Tierarten, darunter viele unterschiedliche Wildkatzen, sowie Tapire, Krokodile, Affen und viele mehr, beobachten. Der Zoo bietet vor allem Tieren ein zuhause, die in freier Wildbahn nicht mehr überleben würden. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Als nächstes stoppen wir in der Nähe von Placencia. Dieser Küstenort liegt am Ende einer 25 km langen Halbinsel mit tollen Stränden. Für uns die perfekte Lösung, denn wir können das Auto mitnehmen und haben trotzdem den Flair der Cayes und Inselfeeling. Hier haben wir uns in ein tolles Strandbungalow eingemietet. Wir wollen ja schließlich die Karibik in vollen Zügen genießen. Empfangen werden wir jedoch von einem ordentlichen Sturm, der die See so aufwühlt, dass an Schnorcheln nicht zu denken ist und das Meer auch nicht wirklich zum Baden einlädt. Es regnet und windet so heftig, dass unser Bungalow unter Wasser gesetzt wird, weil die Lammelenfenster dem nicht standhalten können. Unter dem Dach sind nur Fliegengitter angebracht. Die sind nach dem Sturm sauber, der Wind hat jeden Dreck rausgepustet – direkt auf unser Bett. Das ist jetzt nicht mehr weiß, sondern braun gesprenkelt und nass. So haben wir uns das irgendwie nicht vorgestellt.
Wir geben die Hoffnung nicht auf und erkundigen uns bei den Anbietern der Schnorcheltouren, ob denn überhaupt Ausflüge stattfinden und man etwas sehen kann bei den Wasserbedingungen. Aber wir werden beruhigt. Wenn es nicht gewittert, dann gehen die Boote raus und man hat wohl auch eine gute Sicht. Also buchen wir eine Tour und nehmen gleich noch die holländische Familie aus dem Nachbarbungalow mit. Zusammen geht es auf einen Ganztagesausflug zu den Silk Cayes. 1,5 h fahren wir mit einem kleinen Boot durch die Karibik, bis sich vor uns eine circa 80 m² kleine Insel mit 4 Palmen auftut. Drumherum schon etliche Boote und (für die Inselgröße) viele Leute. Wir ankern und sichern uns eine der bunten Bänke für unsere spätere Mittagspause. Insgesamt machen wir 3 Schnorchelgänge. Der erste dauert allein eine Stunde und geht einmal um die kleine Insel. Die Unterwasserwelt um das Riff herum macht uns sprachlos. Die Korallen strahlen in den vielfältigsten lila- und orangetönen. Wir sehen Rochen, Haie, Schildkröten, Fischschwärme, Langusten, Seesterne, und und und. Das Belize-Barrier-Reef ist das längste Barriereriff auf der Nordhalbkugel und nach dem Great Barrier Reef das zweitgrößte auf der Welt.
Aber wir wollen auch noch etwas mehr in die Kultur der Einheimischen eintauchen und statten Hopkins einen Besuch ab. Dieser kleine Ort ist nur eine halbe Stunde entfernt und noch wenig touristisch ausgeprägt. Wir schlagen unser Camp bei einem Restaurant direkt am Strand auf. Neben uns spielen die Männer Domino um Geld. Und wir kommen mit dem Barkeeper ins Gespräch. Auch der Cousin der Restaurantchefin gesellt sich zu uns. Bei RumCola erfahren wir viel über Land und Leute und es wird mal wieder spät. Fast im Gehen erzählte er uns noch, dass am nächsten Morgen eine feierliche Zeremonie der Garifuna stattfindet. Mit vielen Trommeln werden Boote mit je 2 Männern und 2 Frauen aufs Meer hinaus geschickt – genau da, wo wir unser Camp aufgeschlagen haben. Er sagt uns aber nicht, dass wir im Weg sind, sondern dass wir uns etwas abseits aufhalten und ein paar Bilder machen können. Am nächsten Morgen klopft es um 6 Uhr an unser Auto. Wir sollen doch bitte ein Stück wegfahren. Leichter gesagt als getan. Schließlich ist runterherum Sichtschutz angebracht, die Sitze vorgeklappt und vollgeräumt. Völlig verschlafen fährt Mathi das Auto ein paar Meter beiseite. Immerhin hatten wir die Markise nicht aufgebaut. Und dann kommt auch schon eine Art Festumzug zum Strand, angeführt von einem Medium, einer Frau, die sich völlig in Ekstase tanzt. Mit Trommeln und Gesang werden die 3 Boote für 3 Tage zum Fischen aufs Meer hinaus verabschiedet. Viele der Bewohner von Hopkins gehören den Garifuna an, einer Volksgruppe mit ca. 100 000 Angehörigen in Zentralamerika, die aus der Vereinigung der ehemaligen afrikanischen Sklaven und den Kariben entstammen. Die Garifuna sprechen auch eine eigene Sprache und sind sehr stolz auf ihre Kultur. In Belize machen sie ca. 7 % der Bevölkerung aus.
Zum Abschluss machen wir noch Halt in San Ignacio, nahe der Grenze zu Guatemala. Wir finden einen schönen Stellplatz am Stadtrand bei einer Ferienbungalow-Anlage, bummeln dann im Starkregen über den Markt und decken uns mit frischen Lebensmitteln ein. Heute wird schön gekocht. Zurück am Camp hören wir deutsche Stimmen und nicht nur das – das klingt doch Sächsisch. Und wie soll es anders sein, die dreiköpfige Familie kommt aus Dresden und hat schon vorher unser Auto mit dem Dresdner Nummernschild begutachtet. Wir sind sofort auf einer Wellenlänge und verbringen den ganzen Abend zusammen bei guten Gesprächen und guten Rum. Also wird heute für 5 statt für 2 gekocht, kein Problem, wir sind ja gut ausgestattet. Ein toller Abschluss für Belize mit ein bisschen Heimatgefühl.
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