Auf zur Westküste – Pazifik wir kommen

Unser Weg führt uns weiter Richtung Westen. Wir wollen erstmal raus aus dem Touristentreiben und unsere Ruhe suchen. Wir studieren die Landkarte und finden wieder eher unbekannte National- und State Parks, die uns bisher ja sehr positiv überrascht haben. Also auf geht’s!

In den Bergen unterwegs

Craters of the Moon zieht uns sofort in seinen Bann. Wir finden kurz vorher einen perfekten Wildcampingplatz, bei dem wir zum ersten Mal unseren Mini-Beamer rausholen und das Heimkino ausprobieren. Test mehr als bestanden! Schon früh am Morgen sind wir im National Monument, was übrigens die Vorstufe eines Nationalparks ist, aber nicht staatlich unterstützt wird. Allgemein sind wir im Park so gut wie alleine unterwegs, was uns super gut gefällt, und auch bei unseren beiden kleinen Wanderungen begegnen wir nicht mal einer Hand voll Leuten. So haben wir uns das vorgestellt. Wir genießen die verrückte Natur die sich hier zeigt und nicht von dieser Welt zu sein scheint. Hier haben selbst die Astronauten für die Apollo-Missionen trainiert.

Ganz für uns allein
Stellplatz kurz vor dem Craters of the Moon
Lavalandschaft
Die Nuss ist gesichert
Der Nationalpark Craters of the Moon ganz für uns

Am nächsten Tag ist Himmelfahrt und auch wir wollen einen kleinen Pausentag einlegen. Wir müssen mal wieder Wäsche waschen und einiges organisieren. In einem schönen Tal, mit dem passenden Namen Sun Valley, finden wir einen schönen Stellplatz umrahmt vom Bergpanorama und Zugang zum Bach.

Gazellen gibt es hier mehr als Menschen
Waschtag
Prost zum Herrentag
Ganz für uns allein: Stellplatz im Sun Valley
Stellplatz in den Bergen direkt am Bach – unbezahlbar
Gazellen gibt es hier mehr als Menschen

Im Owyhee Canyon, unserer nächsten Zwischenstation, probiert Mathi zum ersten Mal unser Ultraleichtboot aus. Ich bleibe am Ufer und schieße fleißig Fotos. So langsam haben wir unser ganzes Equipment mal genutzt und aussortiert was nicht gebraucht wird.

Erster Kontakt zu großen Canyons
Nach 2KM Flussaufwärts wandern ließ es sich bequem zurück fahren
Hier kommt auch mal das Boot zum Einsatz
Im Auto über dem Beamer Film schauen – Herrlich!

Weiter geht es zu den John Day Fossil Beds, die uns stürmisch und mit Regen erwarten. Aber auch in diesem Wetter haben die Painted Hills ihren Reiz.

Die Painted Hills
Trotz Regen sind wir glücklich

Bei 1 °C starten wir am nächsten Morgen zum Crater Lake, einem weiteren bekannten Nationalpark. Mit unserem Auto wollen wir allgemein immer Autobahnen bzw. größere Straßen vermeiden und so entscheiden wir uns für den Scenic Byway. In der letzten Stadt vor dem Byway haben wir 14 °C und besten Sonnenschein. 10 min später schneit es und nochmal 5 min später fahren wir durch 30 cm Neuschnee, während neben uns die Langlaufski ausgepackt werden und Schneemobile fahren. Was bitte ist denn hier verkehrt?! Es ist der 29. Mai!! Nach knapp 10 km drehen wir um. Es wird nur noch schlimmer und das macht so keinen Sinn mehr. Und zack – 10 min später ist tatsächlich wieder bestes Wetter. Einfach nur verrückt. Der Abstecher kostet uns ca. 1,5 h.  Als nächstes steuern wir direkt den Nordeingang des Nationalparks an, der ist nicht ganz so weit weg (145 km). Als wir angekommen sind, finden wir nur ein Schild vor – Eingang geschlossen. Prima. Ein Hinweis an der Hauptstraße (50 km vorher) wäre auch nützlich gewesen. Wieder war mehr als eine Stunde weg. Also ab zum Südeingang, der nochmal 1,5 h Fahrt bedeutete. Hier wurden wir von einer langen Warteschlange empfangen, an deren Ende uns schließlich durch eine nette Mitarbeiterin mitgeteilt wurde, dass der Park zwar offen sei, aber man weder den Crater noch den dazugehörigen Lake sehen könnte. Wir sollen in 2 Tagen wiederkommen, dann hat sich das schlechte Wetter verzogen. Heute geht quasi so alles schief. Es soll nicht sein mit uns und dem Crater Lake. Wir fahren trotzdem ein kleines Stück in den Park rein, bauen einen Schneemann und eröffnen eine kleine Schneeballschlacht, bevor wir uns, begleitet von Roland Kaiser, auf dem Weg zum immer noch 140 km entfernten Stellplatz für die Nacht machen.

30cm Neuschnee über Nacht
Kein Crater Lake, dafür ganz viel Schnee
Schneemann Ende Mai

Aber wie heißt es so schön? Nach Regen folgt Sonnenschein. Unser Stellplatz liegt in einer kleinen Weinregion und so laufen wir am Memorial Day 2 km zu einem kleinen Weingut. Garen, der Besitzer, fährt zufällig grad mit dem PickUp ein und erklärt uns, dass es hier keine Tastings gibt, sondern man das Weingut für seine Veranstaltungen mieten kann. Wir sollen aber kurz warten, er macht uns gerne eine Flasche Wein auf. Er parkt sein Auto um und kommt kurze Zeit später mit 2 Weinflaschen zurück und zieht das Rollo seiner Outdoor-Weinbar hoch. Dazu gibt’s Musik und eine Foto-Show von Garens Kampfjet-Karriere. Auf der Getränketafel steht ein Cocktail „The Trump“. Die politischen Ansichten sind hier sehr klar. „Das hier mit euch sind meine Micro-Urlaube. Schön, dass ich mit euch Wein trinken kann“ freut sich Garen und lässt uns wissen, dass sein Land gerade einen schwachen Präsidenten hat, der dran schuld ist, dass die Sprintpreise jetzt so hoch sind. Wir versuchen das politische mit Wein herunterzuspülen und unterhalten uns richtig gut für knapp drei Stunden mit Garen, der uns nach der leeren Weinflasche noch Craft-Bier aus seinem Kühlschrank serviert. Geld möchte er natürlich nicht dafür haben. Bevor wir gehen zeigt er uns noch kurz sein Haus, was eher einem Anwesen gleicht und uns in Staunen versetzt. Diese Amerikaner!

Am Pazifik angekommen

Dann ist es geschafft! Nach knapp 11.000 Kilometer Reise erreichen wir den Pazifik. Und der wird an dieser Stelle von zahlreichen schönen Stränden umgeben, die ihrerseits zu bezaubernden Waldabschnitten führen – den Redwoods. Die Bäume in den Redwoods sind bis zu 100 Meter hoch und manche schon 2000 Jahre alt. Die Kulisse in den Wäldern hat für einige Science-Fiction Filme, wie zum Beispiel „Star Wars“ hergehalten, so surreal sind diese Landschaften. Wir kommen hier aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Auch Campingplätze gibt es hier in den Wäldern

So große Bäume haben wir noch nicht gesehen
Ganz schön groß die Bäume
Wanderung in den Redwoods
Die Wurzel lässt erahnen wie groß die Bäume hier sind
Pajero ganz klein neben dem großen Baum

Die Strände hier, so schön sie auch sind, haben leider zu dieser Jahreszeit einen entscheidenden Nachteil. Während es im Hinterland strahlend blauen Himmel gibt, liegen die Strände unter einer dichten Nebeldecke begraben. Das Wasser des Pazifiks ist zu kalt und die vom Land kommenden Luftmassen zu warm. Es bildet sich Nebel. Nur an wenigen Tagen zu dieser Jahreszeit sind Abschnitte der Küste vom Nebel verschont. Wir haben zunächst Glück und finden ein herrliches Strandcamp, dass wir allerdings erst nach einer knappen Stunde Offroad-Strecke (sehr zu Mathi’s Freude) erreichen.

Näher am Meer geht es kaum
Ein schöner Stellplatz am Meer
Ausspannen am Meer
Möwen an unserem Stellplatz

Hier wollen wir einen Ruhetag einlegen, doch schon am nächsten Morgen hat uns der Nebel eingeholt. Es ist nass. Es ist kalt. 11 Grad zeigt das Thermometer an. Nur wenige Kilometer weiter im Inland sind es 25 Grad. Wir entscheiden uns weiter zu fahren und landen am Ende des Tages wieder in einer Weinregion. Dort bekommen wir ein exklusives Weintasting von einen ehemaligen Brauer. Und so fachsimpeln wir bei einer Weinverkostung über das amerikanische Bier. Klar, dass nur uns sowas passieren kann. Und einen ordentlichen Rabatt lässt er auch noch springen.

Weinverkostung

Mit San Francisco wartet ein nächstes Highlight auf uns. Wir fragen uns, ob wir überhaupt die berühmte Golden Gate Bridge sehen werden, bei all dem hartnäckigen Nebel an der Küste. Aber wir haben Glück! Bei unserer Einfahrt nach San Francisco liegt das Wahrzeichen der Stadt unbeeindruckt vom Nebel, aber uns beeindruckend vor uns. Das wir hier mal mit dem Auto herkommen – Wer hätte das gedacht?! Die Stadt versetzt uns mit all den Hügeln, der Hafenpromenade, den Cable Cars sowie den Ausblicken auf Alcatraz und der Golden Gate Bridge immer wieder ins Staunen. Mittlerweile ist auch der Nebel wieder zurückgekehrt und sorgt für eine spektakuläre Stimmung. Was uns allerdings etwas aufs Gemüt schlägt sind die hiesigen Preise. Unser mäßiges Motel in Chinatown kam uns stolze 170 Euro pro Nacht. Mit Abstand das günstigste, dass wir in halbwegs guter Lage gefunden haben. Auch die Essens- und Getränkepreise haben sich gewaschen. 11 Dollar für ein kleines Bier – keine Seltenheit. Trinkgeld noch nicht inbegriffen. Spaghetti Carbonara: 30 Dollar. Doch auf dem Gipfel trieben es die Preise für eine Fahrt mit der Cable Car. 8,50 Euro für eine Einzelfahrt – auch wenn man nur drei Stationen mitfahren wollte. Was für eine Abzocke. Wir ließen uns davon unbeeindruckt und erkundeten die Stadt zu Fuß. Wir stoppen in einer von San Franciscos berühmtesten Blues Bars und lauschen schon 16 Uhr richtig guter Livemusik in uriger Atmosphäre. So lässt es sich aushalten.

Der Pajero vor der Golden Gate
Am Pier in San Francisco fühlen sich die Robben ganz besonders wohl
Die Brücke mal wieder im Nebel
Cablecar fahren blieb uns vergöhnt
Unterwegs in Chinatown

Am nächsten Tag sollte dann unser Pajero mal im Mittelpunkt stehen. Der Ölwechsel steht an. Wir haben gleich früh einen Termin in einer Werkstatt und auch extra nochmal nachgefragt ob sie die richtigen Ersatzteile vor Ort haben. Auch ein Check-Up sollte mal gemacht werden. Wir geben als das Auto ab und wollen uns dann was zum Frühstücken suchen. Doch schon bald kommt die Nachricht, dass sie jetzt festgestellt haben, dass der Pajero ja aus Deutschland kommt und die Modellnummer nicht in ihrem System hinterlegt ist. Damit können sie keine Garantie übernehmen und somit machen sie gar nichts, es könnte ja sein, dass wir wieder kommen und uns bei Problemen beschweren und die Werkstatt verklagen. Na vielen Dank! Also schicken sie uns weiter. Wir sind gelinde gesagt etwas angefressen, da wir uns extra nochmal erkundigt haben ob alles so klappt. Jetzt müssen wir uns etwas einfallen lassen.

Unsere nächsten 3 Tage verbringen wir im Yosemite Nationalpark. Wieder ein Hochkaliber, für den wir sogar eine Reservierung brauchen. Die bucht man online, möglichst etliche Monate im Voraus, zahlt 2 Dollar Gebühr und kann dann für 3 Tage mit dem Auto zu den „Peak Hours“ zwischen 6 Uhr morgens und 16 Uhr abends in den Park fahren. Hat man keine Reservierung, darf man den Park nur außerhalb dieser Zeiten befahren. Unser Camp schlagen wir kostenfrei, aber dafür mit einem tollen Ausblick, am Nationalparkrand auf. Der Hauptaussichtspunkt des Parks, der Glacier Point, ist eigentlich mit dem Auto und sogar mit Shuttlebussen erreichbar. Allerdings wird diese Straße 2022 gebaut, und so muss man sich den Ausblick erwandern. Die Route steht als „sehr schwer“ im Parkplan und geht 8 km kontinuierlich 1000 m bergauf. Wir wollen uns den Ausblick trotzdem nicht entgehen lassen und starten schon 8 Uhr mit unserer Wanderung, denn es sollten über 30 Grad werden. Und es hat sich mehr als gelohnt! Was für ein Panorama!! Und es sich verhältnismäßig wenig Leute da, denn wandern tun ja hier nicht so viele, geschweige denn so lange bergauf. Darauf ein Gipfelbier! Am nächsten Tag zeigt sich auch wo die ganzen Touristen so stecken. Auf den Campingplätzen und Unterkünften im Parkzentrum ist es überfüllt und auf unserer kurzen 3 km Tour zu einem Wasserfall reihen sich die „Wanderer“ dicht an dicht. Das ist so gar nichts für uns. Nichts wie raus!

Überwältigend!
Die Wanderung zum Glacier Point hatte es in sich: 1000 Höhenmeter auf 9 Kilometer
Die Wanderung hatte sich gelohnt
Pajero, Phia, Halfdome
Ein fotogenes Streifenhörnchen
Viel besser als die überfüllten Campingplätze im Park

Wir legen noch, nach einem Tipp von einem TUDAG-Kollegen, einen kurzen Zwischenstopp am Mono Lake ein, einem absolut surrealen Salzsee mit Tuffsteingebilden, die aus einer anderen Welt scheinen. Wahnsinn, was die Natur so alles schaffen kann. An unserem Wildcampingplatz stehen schon 2 Wohnmobile und als wir uns nähern sind es Deutsche. Tina und Peter sind erfahrene Overlander, die schon viele Jahre mit ihrem Auto um die Welt fahren und gerade für 5 Wochen Besuch von ihrer Tochter mit Familie haben. Wir schlagen unser Camp etwas entfernt auf, schauen aber auf ein Bierchen und einen Whisky vorbei und sitzen zusammen, bis es uns allen zu kalt wird.

Abendstimmung am Mono Lake

Und dann zieht es uns doch noch einmal an den Pazifik. Wir wollen den berühmten Highway 1 entlang der Küste fahren. Traumhafte Ausblicke versprechen uns Reiseführer und Bilder aus dem Internet. Wir sind gespannt. Doch bevor wir uns der Küstenstraße nähern organisieren wir uns spontan eine Walbeobachtungstour. Von Monterey aus fahren wir mit einem Boot aufs Meer, sehen viele Robben, zahlreiche Delfine und am Ende sogar auch einige Buckelwale. Wir sind begeistert. Die Meerestiere mit der Kamera einzufangen ist jedoch eine echte Herausforderung. Und gerade als keine Kamera aufs Meer gerichtet war, springt ein Wal spektakulär aus dem Wasser. Wahnsinn. Glaubt uns einfach, dass es passiert ist – auch wenn wir kein Beweismaterial haben. Einige der Touristen auf dem Boot hatten aber schon lange keinen Spaß mehr an der Beobachtung der Meeressäuger. Denn der Seegang machte sehr vielen zu schaffen. „Füttert die Fische!“ meinte der Kapitän zu Beginn der Bootsfahrt noch, wenn sich jemand übergeben müsse. Doch nicht alle hielten sich daran. Unser Magen war jedoch (gerade noch so) stabil und wir waren am Ende auch froh, als das Boot wieder den sicheren Hafen ansteuerte.

Delfine!
Da! Ein Wal!

Der Highway 1 war dann tatsächlich so spektakulär wie beschrieben. Dazu hatten wir bestes Wetter – Sonnenschein und 21 Grad. Zum Übernachten fuhren wir eine Offroadpiste den Berg hinauf und auf 2 Kilometern stieg das Thermometer von 21 Grad auf über 40. Echt verrückt, was das Meer für eine Auswirkung auf die Temperaturen hat. Leider hatten wir keine Alternative. Es war Wochenende und alle Campingplätze am Meer überlaufen. Dazu hatten wir kein Glück mit unserer Stellplatzwahl, denn wir wurden von einem Schwarm Fliegen überfallen, der sich auch nicht durch Insektenspray abwehren ließ. Das morgendliche Frühstück holten wir dann also wieder am Meer nach, allerdings lag das schon wieder unter einer Nebelschicht. Nicht so einfach also mit dem Highway 1. Was für ein Glück hatten wir den Tag davor!

Highway 1 im besten Sonnenschein
Die Küste lag leider viel zu oft im Nebel

Kurz vor Los Angeles besuchten wir noch ein Kino und schauten uns den neusten Jurrasic-Park/World Film an. Ein Kinobesuch hatte nämlich noch auf unserer To-Do-Liste gestanden. Dann bauten wir langsam unser Auto um, damit Platz für zwei weitere Mitfahrer in unserem Gefährt sein würde. Denn mit Olaf und Larsi würden wir das erste Mal zu viert unterwegs sein. Doch der Start mit dem Abholen am Flughafen war gleich etwas holprig. Dazu aber mehr in unserem nächsten Beitrag.

Reiseliteratur

Phia Verfasst von:

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