Amerika – Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten
Kaum dass wir unsern Pajero in Halifax im Empfang genommen haben, geht die wilde Fahrt auch schon los. Wir wollen am gleichen Tag noch über die US-Grenze und schon am nächsten Nachmittag in New York sein. Das sind noch 1500 km. Bei bestem Wetter geht es Richtung Amerika. Ein Highway folgt dem anderen, bis wir schließlich gegen 16 Uhr an der kleinen Grenzstation ankommen.
Das Einreiseprozedere
Wir werden gefragt was wir an Alkohol dabeihaben: 20 Flaschen eigenes Bier und eine Flasche Rotwein. Es wird genickt und gelächelt. Da dachten wir kurz das wäre es schon gewesen. Hoffen kann man ja. Wir sollten das Auto nebenan parken und wurden in das Wachgebäude, mit ca. 10 Schaltern, geführt. Außer uns war nur eine chinesische Familie da. Sonst war alles leer. Dann hieß es erstmal warten. Die Reisepässe wurden gecheckt. Nach ca. 5 bis 10 min wurde Mathi aufgerufen. Er sollte bitte erstmal seine vielen („bösen“) Stempel und Visa erklären. Was um alles in der Welt hat er dort gemacht? Er erzählt von seiner Indien-Tour und erntet ratlose Blicke. Das geht so ca. 45 min lang. Dann wurde ein weiterer Grenzbeamter zu Rate gezogen und es wurde weiter gefragt. Solch einen Fall hatten sie hier wohl noch nicht. Für mich interessierte sich übrigens niemand. Mit einem „Du bist kein Problem!“ wurde ich abgehandelt und durfte weiterhin auf der kalten Steinbank sitzen. Nach einiger Zeit setzte ich mich auf unsere gesammelten Unterlagen um keine Blasenentzündung zu bekommen. Wir waren ja gut vorbereitet und hatten vom Impfpass, über die Kranken- und Autoversicherung, zum Weiterflug und der Verschiffung nach Kolumbien sowie einer Bestätigung, dass wir in einem Jahr wieder von Deutschland aus arbeiten alles parat. Es interessierte nur keinen. Also nutzte ich das Ganze als Kissenersatz für die extrem kalte Bank. Mathi beantwortete weiter fleißig Fragen und nach über einer Stunde mussten wir den Autoschlüssel abgeben. Der Pajero sollte inspiziert werden. Wir hatten unsere Rucksäcke und Einkäufe aus Kanada nur reingeschmissen und es sah recht chaotisch aus. Das störte aber nicht. Nach 10 min kam der Grenzbeamte zurück und lobte unser Setup. So soll es doch sein! Aber es dauerte immer noch eine geraume Zeit, bis das Computerprogramm mit allen Infos zu Mathis bösen Ländern gefüttert und zufriedenstellend gefüllt war. Wir sollten jetzt nur noch jeweils 6 $ Bearbeitungsgebühr bezahlen. Aber das Abbuchungsgerät streikte. Nach 10 min weiterer Wartezeit zeigte sich der Grenzbeamte nachsichtig, wünschte uns eine gute und sichere Reise und ließ uns ohne Bezahlung gewähren.
Die erste Nacht – Welcome to the USA
Als wir die Grenzstation verlassen dämmert es schon langsam und hat zu regnen begonnen. Wir haben 2 Stellplätze für die Nacht anvisiert, wollen aber heute noch etwas Strecke machen. Als wir an einer Tankstelle vorbeikommen (mit ¼-gefüllten Tank), waren wir noch im Gespräch zum Grenzübertritt und wollten dann aber die nächste Tankstelle ansteuern. Wir checkten kurz wo diese war und kehrten schließlich um und fuhren 15 km zurück, um zu tanken. Ca. 180 km lang kam nämlich erstmal keine weitere Gelegenheit. Das ist also die USA?! Wir hatten jetzt 2 Möglichkeiten: Entweder wir gehen ums Eck essen und fuhren dann noch im Dunklen zum Stellplatz im Wald. Oder wir fahren zu einem Truck-Stop mit Restaurant und bleiben dort für die Nacht. Zu essen gab es heute nämlich nur einen halben Donut, Chips und kalte Pizza. Wir wählten Option 2 und unterschätzten dabei leider, wie schnell es dunkel wurde. Als wir geschafft von der langen Fahrt und der hohen Aufmerksamkeit, die es erforderte, kein Wild bei Dämmerung im ländlichen Raum zu überfahren, ankamen, war das Restaurant bereits geschlossen. Klasse! Im angrenzen Supermarkt kreisten noch 2 einsame Stücke Pizza im Warmhalteofen – wer weiß wir lange schon. Egal. Das passt doch super in den Speiseplan heute. Nach unserem köstlichen Abendessen verzogen wir uns nur noch in den Pajero, teilten uns ein Bier – zur „Feier des Tages“ gönnten wir uns sogar ein Lohrmanns, und fielen dann ins Bett. Es konnte eigentlich nur noch besser werden. Am nächsten Morgen standen wir um 6 Uhr auf, gönnten uns ein deftiges Truck-Stopp-Frühstück und machten uns auf den Weg nach New York.
New York City Baby!!!!:
Gegen 16 Uhr erreichten wir den Speckgürtel von New York. Der Stadtverkehr hielt sich einigermaßen in Grenzen und wir fanden zu unser aller Verwunderung sogar einen Parkplatz in der Nähe von Davids Wohnung, der uns für 2 Nächte aufnahm. Mathi und David (aus Budapest) kannten sich aus ihrer gemeinsamen Zeit in der Dominikanischen Republik und ich habe schon allerlei verrückte Geschichten von den beiden gehört. Zur Ankunft werden wir auch direkt mit einem kühlen lokalen Bier willkommen geheißen, bevor wir zu einer kleinen Kneipentour aufbrechen. Perfekt!
Auch die nächsten Tage klingelt der Wecker beizeiten, denn wir haben viel vor. Die Stadt hat uns von Anfang an absolut geflasht. Man kommt aus dem Staunen ja gar nicht mehr raus. Über eine Stunde verbringen wir beim „Top oft he Rock“ auf dem Rockefeller Center. Bei bestem Wetter und mit erstaunlich wenig Touristen haben wir einen genialen Blick über die Stadt. Wir haben uns für New York einen City Pass geholt, mit dem wir für 120 € pro Person 5 große Attraktionen (Top of the Rock, Empire State Building, Statue of Liberty, Natural History Museum, 9/11-Memorial Museum) anschauen konnten. Das passte perfekt für die kurze Zeit, die uns zur Verfügung stand. Wir liefen über die legendäre Brooklyn-Bridge, fuhren (für nur 2 $) mit dem über 100-Jahre alten Karussell, gönnten uns ein Korean-BBQ, beobachteten die verrückten Menschen am Times-Square und nahmen alle wichtigen Touri-Attraktionen, inkl. dem Sonnenuntergang auf dem Empire State Building, mit. Hier mal einige unserer Eindrücke in Bildern:
Was uns besonders beeindruckt hat, war das Museum zu den Terroranschlägen am 11. September. Wir haben dort 2,5 h verbracht und das war noch zu kurz. Der Besuch machte einen sprachlos und demütig. Am Ground Zero zu stehen und in diesen Tag und die Schicksale einzutauchen, war ein Gefühl das man nicht in Worte fassen kann. Es war einem ganz flau im Magen.
Dank Kwan, der uns für die nächsten 3 Nächte ein Apartment organisiert hat, kamen auch die Erlebnisse mit den Lokals nicht zu kurz und unsere Abende wurden sehr lange. Er organisierte uns auch Freikarten für das MoMA (Museum of Modern Art). Obwohl wir nicht so die Kunstversteher und Museumsgänger sind, fanden wir es echt super! Meine Kunstlehrerin wäre stolz auf mich gewesen, wie viele Künstler ich doch wiedererkannte. Wir waren außerdem bei einem Baseballspiel der New York Mets und tranken dort 15 $ – Billigbier. Auch das war ein Erlebnis! Immerhin saßen erfahrene Fans neben uns, die sämtliche Fragen zu den Regeln beantworteten konnten.
3 Nächte in Downtown New York oder der näheren Umgebung hätten übrigens etwa 800 bis 1000 € gekostet. Und das in normalen, einfachen Hotels. Das sind hier eben die Nach-Corona-Preise, wie wir lernen mussten. Um so dankbarer sind wir unseren Freunden, die uns aufgenommen und ihren Freundeskreis vorgestellt haben. Es war eine unvergessliche Zeit.
Gute Reise und viel Spaß weiterhin! Wenn Ihr wieder zurück seid, schicke ich Euch dann endlich mal die Besteigungsdaten der DDR-Bergsteiger-Nationalmannschaft in den Nordalbanischen Alpen, die ich Dir, Mathias, schon in Prä-Corona-Zeiten versprochen hatte 🙂
Toll, weiter so. Kurz und knackig erzählt und mit schicken Bildern untermalt :).
Liebe Grüße und weiter viele tolle Erlebnisse
Andi, Christina und Theo