Die abenteuerliche Reise nach Istanbul

English version below

Es ist sonnig an diesen Dienstagmorgen in Dresden. Die Vögel singen und die leichte Briese im Garten kündigt einen schönen Sommertag an. Doch dieser Tag soll anders sein, anders werden. Gerade haben meine Eltern und ich gefrühstückt, auch mein Cousin Sebastian und mein Mitbewohner aus Berlin Lukas sind dabei. Nun ist es eine ganz merkwürdige Stimmung.

Es ist 11:35. Der Kilometerstand vom Pajero zeigt 142.750 KM. Ein komisches Gefühl. Fast zwei Jahre habe ich gezielt auf diesen Moment hingearbeitet und jetzt ist er da. Meine Gedanken und meine Gefühle kann ich nicht einordnen. Ich bin mehr innerlich damit beschäftigt nachzudenken, ob alles im Auto verstaut ist.

2016-07-12 10.34.48

Abschied nehmen. Es fällt mir sehr schwer. Es fällt meinen Eltern schwer. Ich muss mit mir kämpfen keine Emotionen zu zeigen. Ich bin unendlich glücklich, dass dieser Tag nun da ist und wir aufbrechen. Ich bin traurig meine Eltern, meine Familie, meine Freunde, meine Heimat nun zurück zu lassen in ständiger Ungewissheit darüber, wie es mir nun ergeht.

Goodbye. A sad moment captured.
Auf Wiedersehen. Den traurigen Moment festgehalten.

Eine Umarmung. Letzte direkte Worte. Jetzt geht’s los. Auf einen meiner Lieblingsplätze in Dresden mit Blick auf die Stadt wird noch ein Startfoto geschossen. Nun geht’s endlich los.

Facing the target
Das Ziel im Blick

Nach 200 KM der erste Stau. Nichts geht mehr. Google Maps schlägt eine Umfahrung vor, wir willigen ein. Die vorgeschlagene Auffahrt auf die Autobahn ist allerdings gesperrt. Die Umleitung dafür führt uns auf die Autobahn, allerdings in die falsche Richtung. Wir verlassen die Autobahn eine Abfahrt später genau wieder vor Beginn des Staus. Fazit: Die erste Kreisfahrt nach 200 KM.

Wir nehmen erneut die Stauumfahrung und gelangen mit etwas Glück aus diesem Teufelskreis. Wie gut, sonst wären wir jetzt noch in Tschechien. In Budapest fahren wir die Adresse der Freunde an, die uns aufnehmen wollen für eine Nacht. Die Sonne geht gerade unter als wir in die Stadt einfahren. Doch dann die Überraschung. Von der Zielstraße gibt es drei Stück in Budapest. Wir waren natürlich bei der, die komplett am anderen Ende der Stadt ist.

Ani und Zsani aus Budapest empfangen uns dann 22 Uhr und haben für uns lecker Letscho gekocht. Danach nehmen wir noch etwas das Budapester Nachtleben mit. Am nächsten Tag haben wir noch etwas Zeit für einen Stadtrundgang, wo ich noch meinen Kollegen und eine Freunde aus der Zeit 2008 in der Dominikanischen Republik treffen. Die Welt ist klein.

Climbing the bridge in Budapest
Auf der Brücke in
Enjoying the city
Wir genießen die Stadt

Weiter geht’s nach Serbien. An der Grenze spüren wir zum ersten Mal direkt die Auswirkungen der Flüchtlingskrise. An der schwer bewachten Grenze ist eine Zeltstadt zu sehen. Während wir uns über die zwei Stunden Wartezeit an der serbischen Grenze bei 38 Grad beschweren, leben neben uns Menschen mit Ihrem gesamten Hab und Gut in Zelten. Später am Abend ein ähnliches Bild. Wir verlassen mit Natscha, einer Freundin von Sebastian, einen unter wohlhabenden Serben angesagten Nachtclub in Belgrad und laufen nach Hause. Keine 500 Meter Luftlinie entfernt durchqueren wir einen Park, der als Schlafstube gut hundert Geflüchteten dient. Was für eine Welt. Wir nehmen daran teil.

Die Reise geht weiter nach Bulgarien. An der Grenze das gewohnte Bild. Lange Autoschlangen. Sehr viele Reisende mit türkischen Wurzeln fahren in der Urlaubszeit zu ihren Familien. Dementsprechend international sind die Kennzeichen der Autos auf der Autobahn.

Waiting at the border
Das Warten an der Grenze
Almost there
Fast geschafft

Es ist Nacht als wir Sofia erreichen. Diesmal machen wir einen Bogen um die Stadt und fahren auf den benachbarten Berg, um uns ein Nachtlager zu suchen. Der Geländewagen spielt seine Stärken aus. Mit einer Gelassenheit wird der Berg erklommen, der Zusatzscheinwerfer leuchtet den Weg aus, der Höhenmesser gibt uns an, dass wir das Nachtlager auf 1.400m aufschlagen. Vor uns Sofia. Ein Lichterme­­er. Wir genießen den Moment der Ruhe. Von fern nur das sanfte Rauschen der Stadt.

The night in front of Sofia
Die Nacht vor Sofia

Die Nacht schlafen wir zu dritt auf dem Bett im Auto. Etwas eng, aber absolut machbar. Der Morgen beginnt mit Naturidylle und Kaffee. Wir freuen uns auf den nächsten Abschnitt nach Istanbul. Während wir verschlafen den Kaffee trinken ahnen wir nicht, was für ein Tag uns erwartet. Es ist der 15. Juli 2016. Der Tag, an dem Teile des türkischen Militärs versuchten, die Regierung zu stürzen.

Standing up without knowing what this day will bring us
Frühstück. Was wird uns dieser Tag bringen?

Auf dem Weg nach Istanbul legen wir eine Rast in Plodiv ein. Zunächst unwissend darüber, dass es die Stadt mit der schönsten Altstadt Bulgariens ist. Dafür überzeugen wir uns dann mit eigenen Augen. Der Vater von Alexander des Großen hatte diese Stadt 341 v. Christus erobert und unter den Namen Philipopolis neu aufgebaut. Einige Restaurationen wir das Amphitheater zeugen von den spuren damaliger Zeit. In der folgenden Zeit war diese Stadt ein wichtiger Posten für den Handel auf dem Weg nach Istanbul. Die Römer gaben damit der heutigen Altstadt die charakteristischen Straßenzüge.

Plodiv before Thunderstorm
Plodiv vor dem nahenden Gewitter
Plodiv
Plodiv

Weiter geht’s zur türkischen Grenze. Dort müssen wir zwei Stunden an der Grenze warten. Das Thermometer zeigt 48 Grad. Die Wartezeit wird belohnt mit einer Extragepäckkontrolle am Zoll, einschließlich röntgen des Fahrzeugs. Nach einer weiteren Stunde und einer Erfahrung reicher geht es nun endlich nach Istanbul.

We in front of the x-ray scan
Vor den Röntgenscanner an der Grenze

In Istanbul angekommen das erwartete Verkehrschaos. Doch irgendwas scheint heute anders zu sein. Menschen laufen aufgeregt durch die Straße und zwischen den Autos hindurch. Die Straße vor uns ist gesperrt. 3 KM vor der Wohnung, wo wir Arife und Azize treffen wollten, Freunde von Lukas die uns angeboten haben uns für drei Nächte aufzunehmen.

Es erreicht uns die Nachricht des Militärputsches. Das kann doch nicht wahr sein! Exakt zu unserer Ankunftszeit in Istanbul ist selbige Stadt in den Ausnahmezustand gesetzt. Für die nächsten 90 Minuten suchen wir einen Weg zur Unterkunft der nicht von Polizei oder Militär abgeriegelt ist. Wer es ist können und wollen wir nicht rausfinden. Wir machen um Straßensperren einen großen Bogen. In der Stadt sind lange Schlangen vor Geldautomaten und Supermärkten. Jetzt die Ruhe bewahren und irgendwie eine Straße finden. Mit zunehmender Zeit sind immer weniger Fahrzeuge auf der Straße. Wir überfahren rote Ampeln, fahren verkehrt in Einbahnstraßen ein (letzteres scheint wohl hier normal sein…) Kampfflugzeuge fliegen mit lautem Getöse knapp über die Bosporusbrücken. Unbehagen macht sich breit. Was ist wenn wir den Weg nicht finden?

Um  1:30 nach mehr als 11 Stunden hinter dem Lenkrad kommen wir am Haus unserer Gastgeber an, die uns mit großer Erleichterung empfangen. Wir sitzen noch mehr als 2 Stunden zusammen, versuchen die Situation zu bewerten und beruhigen uns mit guten serbischen Vodka. Die Wohnung ist direkt an der Bogazici Köprüsü, der berühmten Bospurusbrücke. Von weiten sind Demonstrationen zu hören. Als wir uns gerade beruhigen durchbricht in kurzer Entfernung ein Tornado die Schallmauer. Zuerst wissen wir nicht ob es eine Detonation war, denn wir spürten deutlich die Druckwelle. Alarmanlagen von Autos erklingen. Später die Entwarnung. Völlig übermüdet schlafen wir ein. Was wird uns die nächsten Tage erwarten?

THE ADVENTURE TRAVEL TO ISTANBUL

It is sunny at this Thursday morning in Dresden. The birds are singing and the slight wind in the garden welcomes a beautiful summer day. But this day should be different than others. Right now my parents and I had breakfast. My cousin Sebastian and my roomie from Berlin Lukas are here as well. It’s a very awkward atmosphere.

It is 11:35. The kilometer of the Pajero says 142.750 KM. A weird feeling. Almost two years I worked for this moment and now it is the day. My thoughts and feeling are out of order. I am more busy to think about if everything is packed within the car.

2016-07-12 10.34.48

Saying goodbye. It costs a lot of work. It costs a lot of work for my parents. I have to fight to not show emotions. I am endless happy about this day. I am sad to leave my parents, my family, my friends and my home land behind. I constant uncertainness about how I am.

Goodbye. A sad moment captured.
Goodbye. A sad moment captured.

A hug. Last direct words. Now lets start! At one of my favorite places in Dresden with a great view towards the city we do a starting foto. Now let’s start driving.

Facing the target
Facing the target

After 200 KM the first traffic jam. No forward no backward. Google Maps purposes an alternative route, we say yes. The offered entry to the highway is closed and signs send us to a different entry which leads us directly back to the beginning of the traffic jam! Perfect! The first circle after 200 KM! What a great job!

We take again the alternative route and leave this endless circle with a bit of luck. Otherwise we would be still in Czech Republic. Arriving in Budapest we’re driving to the address of our friends but we must figure out that this street exist three time in Budapest and for sure the right address is exactly at the other end of the city.

Ani and Zsani from Budapest are welcoming us at 10pm and cooked Letscho for us. After that delicious food we discovered the nightlife of Budapest. Next day I met my coworker and a friend which both I now from my time in the Domincan Republic 2008. The world is small.

Climbing the bridge in Budapest
Climbing the bridge in Budapest
Enjoying the city
Enjoying the city

We continue to Serbia. At the border we feel the first time the results of the refugee crisis in Europe. At the heavy secured border you can see a city of tents. While we’re arguing about waiting two hours at the Serbian border people are living next to us in tents. And its 38 degrees outside. Later at the evening a similar image. We leave together with Natascha, a friend of Sebastian, a night club for more wealthy people and walk home. In about 500m distance from the club we pass a park full of refugees who were using the park as there sleeping area. What a world. And we take part of it.

We continue to Bulgaria. At the border the same situation like in Serbia. A big traffic jam. A lot of travelers from Europe with roots in Turkey are driving to their families. The car signs are showing cities from all of Europe.

Waiting at the border
Waiting at the border
Almost there
Almost there

It is night when we reached Sofia. This time we drive around the city and went up to a mountain to look for a camp for the night which we find at the altitude of 1.400m (towards the altitude meter in the car). We enjoy the moment of silence. In front of us Sofia. An ocean of lights.

The night in front of Sofia
The night in front of Sofia

This night all the three of us are sleeping in the car. It is a bit tight but possible. The morning begins with pure nature idyll and coffee. We’re looking forward to the trip to Istanbul. While we’re drinking sleepy the coffee we don’t know at all what expects us today. It is July the 15th 2016. The day where a part of the Turkish military tried a coup against the Turkish government.

Standing up without knowing what this day will bring us
Standing up without knowing what this day will bring us

On the way to Istanbul we do a stop in Plodiv. First we don’t know that this city has one of the most beautiful oldtown of Bulgaria as we figure out in the next hours. The father of Alexander The Great conquered the city in 341 BC formed it under the new the Philipopolis. A lot of revivals and the old theature showing the traces of old times. In that time the city was an important stop for trade on the way from Europe to Istanbul. The Romans were giving this city the characteristic streets.

Plodiv before Thunderstorm
Plodiv before Thunderstorm
Plodiv
Plodiv

We continue towards the Turkish border. There we had to wait two hours. The thermometer shows 48 degrees. But the reward for the waiting time is an extra search of the car including an x-ray scan where we put almost everything out of the car. With a perfect mood, some experiences and one hour later we continue to Istanbul.

We in front of the x-ray scan
We in front of the x-ray scan

Arriving in Istanbul we feel the expected traffic chaos. But something seems to be different today. People are running confusing through the streets and between the cars in the traffic jam. The street in front of us is closed. Three kilometers before the flat were we are supposed to meet Arife and Azize, the friends of Lukas who offered us to stay three nights in their house.

We receive the message of the military coup. Come on that cannot be true! Exactly at the time of our arrival there is state of emergency in Istanbul.  For the next 90 minutes we’re looking for a way to our host flat which is not that easy because almost every street is closed by the police or military. We cannot rally find it out by the time because we try to make a big round around the street barriers.  We see long queues in front of ATMs and supermarkets. Now keep calm and find somehow an open street. We cross red traffic lights and taking wrong one way roads (this is apparently normal in Istanbul and Turkey ^^) Military jets are flying over us and scare the shit out of us. We’re getting scared. What should we do if we don’t find the way to our friends house?

At 1:30 am more than 11 hours in the car we’re reaching the house of our friends. We’re sitting together for the next two hours and try to understand the situation. We calm down us with Serbian vodka. The flat is directly at the Bogazici Köprüsü, the famous bosporus bridge. From the distance we can hear demonstration. We just calmed down when military jets flew over us and broke the sound barrier with a big bang. First we don’t know whether it was a bomb because we felt the pressure wave. Car alarms are ringing. Later we get the message that it wasn’t a bomb. Totally tired we fall asleep. What should we expect from the next days?

Reiseliteratur

Mathias Verfasst von:

2 Kommentare

  1. Dirk Treger
    21. Juli 2016
    Antworten

    Hi Mathias,

    viele Grüße aus Berlin! Es sieht ja auf deinen Bildern so aus, als wenn es dir sehr gut geht. 🙂
    Falls du noch in Istanbul bist: Ali ist auch grad da. 😉

    Ich habe in Technik-Postfach einen internen A5-Umschlag an dich persönlich gefunden. Keine Ahnung von wem der ist. Soll ich den aufbewahren, irgendwo hin schicken, oder nachsehen, ob was dringendes drin steht?

    Viele Freude weiterhin bei deiner Reise und alles Gute,
    Dirk

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