Als der Kompass nun in einer andere Richtung zeigte, änderte sich zugleich auch das Bild an den nächsten Schlafplätzen auf meiner Reise. Während die Ostküste und überhaupt der Ostteil des Landes von Touristen wenig bereist oder auch komplett ausgelassen werden, erfreut sich die Westküste an großer Beliebtheit. Und das war für mich schon gewöhnungsbedürftig. Im schönen Bundesstaat Kerala steuerte ich als erstes den Strandort Varkala an. Noch nie auf meiner gesamten Reise sah ich so viele Touristen. Ich muss schon sagen, den Ort im Palmenhain war sehr schön an einer steilen Klippe gelegen, hier ließ es sich sehr gut aushalten. Doch entlang der Küste reihte sich hier ein Souvenir- und Klamottenladen an den nächsten und diese luden noch nicht einmal zum bummeln ein, denn ständig wurde ich angesprochen und halb in den Laden gezogen, sodass ich eher flüchtete als ein paar Rupien im Tausch zu einem Erinnerungsstück zurück zulassen.
Die Strecke entlang der Küste war jedoch einer der schönsten der Reise. Ich mag Palmen ganz besonders und die Straße war von rechts und links gesäumt von meiner Lieblingspflanze. Dazwischen standen kleine Fischer- und Wohnhäuser, ab und zu tauchte eine Kirche oder ein Tempel auf und dann kam lange Zeit nichts außer dem blauen Meer zur Linken und die sogenannten Backwaters zur Rechten. Die für Kerala so berühmten Backwaters sind ein Wasserstraßennetz, das sich entlang der Küste auf einer Fläche von 1900 Quadratkilometern erstreckt. Die Seen, Lagunen und Flüsse sind aber in den letzten 60 Jahren auf Kosten von landwirtschaftlichen Nutzflächen stark geschrumpft, zudem sind die Gewässer durch Agrochemikalien, Müll, industrielle Abwässer und Fäkalien so verschmutzt, dass viele Wildfischarten sowie Krokodile bereits ausgestorben sind. Aus dem Autofenster heraus blieb es dennoch lange Zeit bei einer malerischen Kulisse. Die auffallend hohe Dichte and Kirchen in Kerala ist übrigens auf die in der Vergangenheit wichtige Rolle des Gebiets im Gewürzhandel zurückzuführen, der einen regen Kontakt Indiens mit dem Westen zur Folge hatte.
Lieber Mathi, ein Montag und ein Abend am Computer gehen in Dresden zu Ende. Ein Mal mehr folgte der Arbeit das Vergnügen, in deinem blog zu lesen und dich ein wenig auf deiner Reise zu begleiten. Sehr schön geschrieben und tolle Fotos! Ich wünsche dir eine gute weitere Reise! Deine Anja